Zuletzt beherbergte das Gebäude nahe der Oberkirche das Cottbuser Heimatmuseum.
Es gibt sehr gewissenhafte Begleiter der „Damals war’s“-Reihe, und Frank Noack gehört ohne Zweifel dazu. Vielen Dank für das so große Interesse. Er mailt: „Ich glaube, ich habe die Lösung des ‘nie gezeigten Fotomotivs’ gefunden“, und er gibt die Quella dazu mit dem Märkischen Boten vom 17. Juli 2015 an. Damals kommentierten Leser das Motiv u.a, mit den Angaben: „Die alte Straße war trotz fehlender Emissionsgesetze mit Holz gepflastert. Das Foto vom Stadtmuseum, davor Gymnasium und Lateinschule, haben die Cottbuser nicht mehr in Erinnerung, denn das gesuchte Gebäude wurde 1945 ein Opfer der Flammen. Dennoch war die alte Lateinschule in den letzten Jahren immer wieder im Gespräch. Ludwig Leichhardt, der berühmte Australienforscher (1848 verschollen), hat sieben Jahre hier gelernt. Cottbus hat sich seit etwa 60 Jahren um diesen bedeutenden Schüler der Stadt (geboren am Schwielochsee) bemüht. Heinz Haufe schrieb ein Buch über ihn. Aber das Land seines Wirkens, das ferne Australien, konnten Cottbuser erst dank der Wende besuchen, und so brachte der Gründer dieser Zeitung das Bildnis eines Denkmals aus Sydney nach Cottbus. Durch diese Anregung entstand nach digitaler Abformung ein Modell für ein Denkmal, das an der Stelle dieser Schule errichtet werden soll.“ Was hier noch Zukunft war, ist inzwischen geschehen, wie das Foto rechts zeigt. Unser treuer Leser Manfred Gnida aus Spremberg schreibt: „Das Foto zeigt im Hintergrund ein Gebäude, das zur Schulgeschichte der Stadt gehört, aber heute nicht mehr vorhanden ist. Es ist die damalige Lateinschule, deren Existenz schon im 14. Jahrhundert nachgewiesen wurde. Hier am Gebäudestandort war im 15. Jahrhundert eine Lateinschule etabliert und wurde durch König Friedrich Wilhelm III. 1820 in den Status eines Lyzeums erhoben. Das Gebäude war seit 1715 Lateinschule, ab 1820 bis 1867 Gymnasium, als Elementarschule eine Freischule, danach als Städtische Handelsschule und ab 1937 Museum. Bis es 1945 abbrannte. Auch die frühere Lateinschule brannte oft ab, bevor dort 1715 das neue Schulgebäude errichtet wurde. Als das damalige Lyzeum im März 1820 zum Gymnasium wurde, bekam es den Namen Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. Bekannte Zöglinge bzw. Schüler hier am Cottbuser Oberkirchplatz waren einst Richard Koch, der zur Jahrhundertwende Reichsbankpräsident war, der im I.Weltkrieg als Armeeoberbefehlshaber bekannt gewordene Bruno von Mudra, aber der wohl bekannteste 1831 erwähnte Schüler und Abiturient war der am 23. Oktober 1813 in Trebatsch geborene und 1848 in Australien verschollene Australienforscher Ludwig Leichhardt. Im Zuge der Stadtsanierung wurde am Oberkirchplatz ein Denkmal für diesen Naturforscher und Entdecker im Bereich der ehemaligen Lateinschule aufgestellt und deren Umrisse als Erinnerung eingelassen. Auf dem Foto rechts ist ein Teil der Oberkirche erkennbar.“
Frank Irmer aus Cottbuser stellt sich vor: „Ich bin nicht der älteste Cottbuser, geb. 1957, aber hier gebürtig und nie weg gewesen“, und er schreibt weiter: „Es handelt sich um die 1715 eröffnete Lateinschule, die 1820 in den Rang eines Gymnasiums erhoben, 1867 zur Handelsschule und 1937 als Stadtmuseum genutzt wurde. Sie wurde 1945 leider zerstört. Sie ist mit den berühmten Cottbuser Namen Carl Blechen und Ludwig Leichhardt verbunden. An Ihrer Stelle steht heute das Denkmal des Australien-Forschers Leichhardt. Rechts zu sehen ist das West-Eingang, Turmportal, der Oberkirche Sankt Nikolei.“
Katrin Lehmann aus Cottbus ergänzt: „Seit dem Frühjahr 1715 beherbergte dieses zweigeschossige Ziegelbauwerk mit Walmdach und geputzter Fassade das sogenannte alte Gymnasium (Lateinschule). Nach 105 Jahren, am 20. März 1820, erhielt die Schule den Status als Gymnasium und hieß nun ‘Friedrich-Wilhelm-Gymnasium’ (nach dem König von Preußen). Seit 1865 diente das Gebäude als Elementarschule für Mädchen, als städtische Handelsschule und seit 1930 als Polizeizentrale. 1936/37 schließlich zog hier das Stadtmuseum ein, dessen Bestände dem Brand am Oberkirchplatz im Frühjahr 1945 zum Opfer fielen. Kurz danach wurde die Brandruine restlos abgetragen. Zu den berühmtesten Absolventen dieser Schule gehörten der Landschaftsmaler Carl Blechen ebenso wie der Australienforscher Ludwig Leichhardt, der von 1813 bis 1848 lebte und sieben Jahre das Gymnasium besuchte. Eine Ehrentafel erinnert heute an der Oberkirche / Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße daran.“
An Ausgrabungen auf der Suche nach den Fundamenten dieses Bauwerks erinnert S. Sachse in einer mail: „Zweimal schon haben Stadtarchäologen an dieser Stelle gegraben. Der Märkische Bote berichtete jeweils davon. In den 1980er Jahren erschien sogar ein Foto, auf dem Archäologe Petja Meerheim auf der Mauerecke des Schulhaus-Kellers steht, wohl genau an der Stelle, wo heute das Leichhardt-Denkmal seinen Platz hat. Bevor jetzt der Oberkirchplatz vor einigen Jahren sehr schön neugestaltet wurde, haben nochmals Grabungen stattgefunden. Aber natürlich war das nichts mehr zu entdecken. Spannend wäre es vielmehr gewesen, wenn bei der Platzgestaltung der einstige Fahrweg aus Holz um den Eingang der Oberkirche nachgebildet worden wäre. Die Stadtführer hätten dann etwas besonderes zu erklären. Das Holzpflaster hatte nämlich in der Zeit der eisenbereiften Pferdefuhrwerke den Sinn, den Lärmpegel an Kirche und Schule zu senken.“
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