Stolpersteine erinnern an die Engels.
Eberhard Witzke aus der Calauer Straße in Cottbus: Da kracht es hörbar; er hat Recht. Und natürlich gibt es wieder zahlreiche Leser, die Genaues wissen, so auch Herbert Ramoth aus Cottbus, er schreibt: „Die vollständige Bezeichnung des Gebäudes im Foto rechts lautet: Gustav Kurzan. Es war ein Hotel und Restaurant und stand an der Neiße, genauer gesagt an der Egel-Neiße, einem Umfluter der Neiße, in der Stadt Guben. Nach dem Krieg wurde es die HO-Gaststätte ‘Bierquelle’, und nach der Wende erfolgte der Abriss des Gebäudes. Die Brücke, einst eine Holzbrücke, wurde 1923 durch eine Eisenbrücke ersetzt und nach dem Abzug der Wehrmacht 1945 gesprengt. Die neue Betonbrücke entstand 1949.“
An der Stelle kennt sich Arno Schulz aus Guben gut aus: „Dieser Umfluter der Neiße war einst zum Hochwasserschutz des Benediktinerinnen-Nonnenklosters, das von Mitte des 12. Jahrhunderts bis 1564 bestand, angelegt worden. Später war die Egelneiße für die Stauanlagen der Mühlen unerlässlich. Das rechts abgebildete Gebäude war 1920 das Restaurant und Hotel von Wilhelm Pirch. 1936 wie auch 1939 führt es die Bezeichnung ‘Germania’. Als Gastwirt war dann Leo Kirchner im Einwohnerbuch aufgeführt. Zu DDR-Zeiten war es die HO-Gaststätte ‘Bierquelle’, wurde aber im Volksmund als Gaststätte ‘Kugelbrücke’ bezeichnet, wegen der vier Kugeln auf den Brückenpfeilern. Auf dem Bild ist allerdings noch die alte Holzbrücke zu sehen, die nach der Fußgängerbrücke von 1868 für den Fahrzeugverkehr zu den Fabriken in der Alten Poststraße gebaut wurde.
Um 1923 wurde diese durch eine massive Brücke ersetzt, die bis 1945 stand und dann, wie alle Brücken der Stadt, durch Sprengung die Rote Armee aufhalten sollte. Dann wurde wieder ein hölzernes Provisorium errichtet und am 30.April 1949 durch eine Stahlbetonbrücke, mit den besagten vier Kugeln, ersetzt. Die Villa im Hintergrund gehörte zu der Tuchfabrik Lehmann & Richter, heute Teil des Plastinarium, im Moment Leerstand. Die Gaststätte wurde kurz nach der Wende geschlossen. Das Gebäude war zu DDR-Zeiten ein Treuhandgebäude, dies bedeutete, es gab noch einen Eigentümer, vermutlich in der BRD. Für diese Häuser durften nur die Mieteinnahmen für die Instandhaltung verwendet werden. Da die Mieten in der DDR nicht kostendeckend waren, kam es oft zu erheblichen Reparaturstaus. Vermutlich durch Brandstiftung wurde es zusätzlich beschädigt, aber auch durch die Brückensprengung von 1945 könnte die Statik Schaden genommen haben, worauf Risse am Gebäude hinwiesen. Trotz Bürgerprotest und der Zusicherung der Denkmalsbehörde, dass kein Abriss erfolgt, ist an dieser Stelle jetzt ein Parkplatz.“
Auch Manfred Gnida vom Weinberg in Spremberg stellt fest: „Diese Ansicht gibt es so nicht mehr. Das kleine Gewässer ist die Egelneiße, ein Umfluter der Neiße, wobei hier ein Inselbereich entstand und dort Ansässige als ‘Inselbewohner’ benannt wurden. Über die Egelneiße führt die 1867 erbaute Holzbrücke, ab 1923 eine Eisenbetonbrücke. Die wurde beim Abzug der Wehrmacht gesprengt. Es folgte als Provisorium, 1949 dann wieder eine Betonbrücke. Um der Brücke ein Beiwerk zu geben, wurden auf jeder Uferseite Kgeln auf Betonsockel gesetzt und so entstand der Name Kugelbrücke. Das rechte Gebäude wurde ca.1930 von Leo Kurschner als Restaurant ‘Germania’ bekannt, nach 1945 dann ‘Bierquelle’. Durch die damalige Hut- und Tuchproduktion war Guben über Ländergrenzen bekannt. Davon zeugen auch die Villen der einstigen Fabrikbesitzer. Im Hintergrund steht die Villa der Fabrikantenfamilie Lehmann, Anfang des 20.Jh. errichtet. Die Familie war von 1850 bis 1945 der größte Arbeitgeber in Guben. Zu DDR Zeiten befand sich in der Villa der Betriebskindergarten des VEB Gubener Wolle, und nach der Wende hatte die Allgemeine Ortskrankenkasse hier den Sitz. Die Gaststätte rechts im Bild und weitere Gebäude bzw. Werkstätte im Umfeld der Brücke wurden abgerissen und Namen von Tuchfabrikanten, wie Lehmann & Engel, Lehmann & Richter sind Geschichte im Arial der Poststraße und des Poetensteigs. Auf dem ehemaligen Fabrikgelände der Tuchfabrik Lehmann & Richter befindet sich das Plastinarium von Hagens.“
Gert Richter aus Guben, Alt-Deulowitz hat eine gute Orientierung: „Es handelt sich um die ehemalige Gaststätte ‘Bierquelle’ in der Alten Poststraße in Guben, erbaut als repräsentatives Hotel und Restaurant Gustav Kurzan (mittig zwischen Bahnhof und Stadtzentrum gelegen), später Restaurant Germania. Nach 1945 HO-Gaststätte Bierquelle, im Volksmund ‘Kugelbrücke’ genannt. Nach der Wende wurde das Gebäude ca. 2010 abgerissen. Hinter der die Egelneiße überspannenden Kugelbrücke ist die Villa Engel zu sehen; die Engels waren die jüdischen Besitzer der Tuchfabrik Lehmann & Richter, heute im Besitz des Plastinariums. In der Alten Poststraße am schmiedeeisernen Zugangstor erinnern zwei Stolpersteine an das Ehepaar Engel. Beide sind, wie viele der ca. 200 in Guben damals wohnenden Juden, umgebracht worden.“
Auch Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus kennt Guben gut: „Die Brücke über die Egelneiße wurde 1867 aus Holz errichtet. Sie wurde 1923 durch eine Eisenbetonbrücke ersetzt. Als Beiwerk erhielt sie auf jeder Seite des Ufers Betonkugeln von je einem Meter Durchmesser. Beim Abzug der Wehrmacht 1945 wurde sie gesprengt. 1949 entstand die neue Betonbrücke. Das Haus neben der Brücke beherbergte damals das Hotel und Restaurant von Gustav Kurzan. Heute gibt es dieses Gebäude nicht mehr.“
Klaus Reiter aus Cottbus ergänzt: „Wir sehen hier das Hotel und Restaurant von Gustav Kurzan. Nach dem Kriegsende befand sich dort die HO-Gaststätte Bierquelle. Leider existiert dieses Gebäude nicht mehr. Die Holzbrücke von 1867, die hier zu sehen ist, wurde 1923 abgerissen und durch eine Betonbrücke mit Stahlkonstruktion erneuert. Merkmal waren die Betonkugeln, daher der Name Kugelbrücke. Im Hintergrund steht die Tuchfabrikantenvilla von Engel & Lehmann. Links daneben die Fabrik Lehmann & Richter. Danach war das die Gubener Wolle und gehört heute zum Plastinarium.“
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