Der sächsische Premier Graf Brühl ruht hier seit knapp 300 Jahren.

Die Aufgabe war diesmal nicht schwierig, zumal es die Torsituation in Forst mit nachgebildeten Bauwerken am Eingang zur Cottbuser Straße wieder gibt. Arno Schulz aus Guben erklärt also: „Richtig ist Forst mit Blick von der Stadtkirche St. Nikolai in Richtung Cottbuser Straße. Hier führte früher mein Weg zur Berufsschule entlang, allerdings gab es rechts die Häuser durch Kriegseinwirkung nicht mehr. Zufällig zeigte das rbb am 22.5.2025 einen Beitrag von diesem Standort, wo man kurz die neue Bebauung erkennen konnte.“
Heinz Lüdecke ist etwas ausführlicher dabei: „wir befinden uns im alten Forst! Bevor ich meine Eindrücke von der schönen alten Aufnahme zu Ihnen maile, möchte ich mich herzlich für das mir zugesandte Jahrbuch Nr. 8 bedanken. Ich war echt positiv überrascht… Das Foto zeigt eine sehr alte Aufnahme im Bereich Marktplatz, Stadtkirche, Amtstraße, Cottbuser Straße in Richtung Berliner Platz.
Wer sich nicht sicher ist, schaue sich den linken Bildrand an. Hier erkennt man den Eckbereich der Stadtkirche mit dem nach der Sanierung und neuer farblicher Gestaltung der Kirche das ‘naturbelassenen’ Relief eines wohl sterbenden Soldaten und seiner Beschützerin mit ihrem ausgebreiteten Umhang. Das Haus links im Bild gibt es noch, auch das Gebäude rechts daneben. Zwischen den Häusern verläuft die Cottbuser Straße Richtung Berliner Platz. Das ganz rechts abgebildete Haus (Apotheke) steht leider nicht mehr – hier ist jetzt ein Parkplatz.
Das linke Gebäude wurde mehrmals saniert, Wohnungen wurden modernisiert und ausgebaut und sind noch bezogen. Im Erdgeschoss haben wir leider Leerstand. Mehrere Nutzer haben über kurz oder lang aufgegeben (schade). Das Gebäude rechts der Cottbuser Straße ist auch saniert und bewohnt. Im Erdgeschoß befindet sich seit vielen Jahren das beliebte Asia-Restaurant. Früher, zu DDR-Zeiten, war ein Lebensmittelgeschäft dort etabliert, geführt von Herrn Reinfeldt. So heißt bis heute noch dieses Gebäude das ‘Reinfeldthaus’. Auf den Freiflächen um die Kirche, dem Marktplatz von Forst, finden wöchentlich Markttage statt, wo Händler regionale, aber auch überregionale Produkte anbieten. Leider kann ich nichts aus der Zeit erzählen, in der das Foto entstand, obwohl ich ja ein ‘Alter Forschter’ bin, aber eben doch noch zu jung…“
Ines Krätsch aus der Jahnstraße in Döbern blätterte in dem Buch “FORST wie es früher war” von Holger Preibisch und entnahm daraus: „Wir blicken von der St. Nikolai Kirche in Richtung Cottbuser Straße, die vom Markt bis zur damaligen Stadtgrenze nach Eulo führt. Die beiden Eckgebäude wurden 1906/1907 aufgestockt, wobei nur das linke Gebäude den Krieg überstanden hat. Die meisten Häuser am Marktplatz waren bis 1900 nur zweistöckig.“

Der Cottbuser Klaus Reiter hat sich ebenfalls mit dem Motiv befasst: „Wir sind hier in Forst, Marktplatz/ Frankfurter Straße in der Vorkriegszeit. Leider wurde die Stadt im Krieg zu über 80 Prozent zerstört, darunter auch diese herrlichen Häuser. Unter anderem gab es die Hotels ‘Pitius’ und ‘Mohrs’. Im linken Gebäude war auch ein Zigarrenladen und die Dresdener Bank. Im rechten Haus betrieb der Herr Reinfeldt als Inhaber eine Butterhandlung; er verkaufte auch Wild & Geflügel. Daneben, Markt 19, sehen wir die Adler Apotheke und, nicht mehr im Bild, folgte dann das Fotogeschäft Thumann. Interessant ist auch, dass der Hotelier Emil Bochardt. Besitzer des Hotels ‘Mohrs’ am Markt, am 10.3.1892 in Berlin ‘stärkster Mann der Welt’ wurde. Auf einer Eisenstange im Genick trug er neun Personen. Nach dem Krieg gab es Pläne, vieles wieder aufzubauen, aber es fehlten wohl die Mittel. Wenigstens das eine Eckgebäude wurde so ähnlich gebaut mit einer kleinen Haube.“
Frank Irmer aus der Cottbuser Philipp-Melanchthon Straße schreibt uns „Wir befinden uns auf der Nordseite der Sankt Nikolai Kirche, Marktstraße, vor dem 2. Weltkrieg. Danach waren 85 Prozent von Forst zerstört. Gut zu erkennen ist, ganz links im Bild an der Kirche, die ‘Pietà’ von Georg Wrba. Hier befinden sich Grüfte und Grabstätte Heinrich von Brühls. Heute findet um die Kirche der Forster Wochenmarkt statt. Zwischen den beiden imposanten Gebäuden beginnt die Cottbuser Straße und vor dem linken Gebäude geht es in die, heute wieder, Amtstraße. Das rechte Gebäude war das ‘Reinfeldt-Haus’, benannt nach seinem Besitzer, und ein Delikatessen-Laden, erbaut 1906.“
Neben der nur kapp angeschnittenen Kirchecke mit der ‘Pieta’ (Maria mit dem vom Kreuz genommenen Jesus im Schoß) von dem Münchener/Dresdener Bildhauer Prof. Georg Wrba befindet sich die letzte Ruhestätte des berühmten Sächsischen Premiers Heinrich Graf Brühl, dessen Schloss in Brody/Pförten noch der Restaurierung harrt. S. Sachse hat in dem Büchlein „Ostdeutscher Rosengarten Forst – ein Wegbegleiter“ nachgelesen: „Graf Brühl avancierte unter August III. faktisch zum Alleinherrscher Schasens. Dass er mit Forst und Pförten zum mächtigen Niederlausitzer Standesherrn wurde und unermesslichen Reichtum zur Schau stellte, lag in der Absicht der sächsisch-polnischen Konstellation mit enger verwandtschaftlicher Verbidung zur Großmacht Österreich. Im reformierten Sachsen stellte die Brühl-Familie öffentlich die katholische Ausgleichskraft dar, was für die Diplomatie eine enorme Rolle spielte. Graf Brühl ist nie zum katholischen Glauben konvertiert, lebte aber in Warschau ausdrücklich katholisch. Zuletzt aber ordnete er seine Beisetzung in der evangelischen Kirche Forst, seiner wirklich eigenen Kirche, an.“ „So ist dieser Platz in Forst ein Gedenkort an turbulente europäische Zeitgeschichte“ kommentiert unser Leser.
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