Forst: Feuerwehr wurde hier geboren

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Am „Gasthof zum Deutschen Reich“ wurde das berühmte „Malxator“ gebraut. Die Gaststätte wurde bis 1994 geführt

Foto zeigt Gasthof in Groß Kölzig wo einst gebraut wurde
Kurt Noack hat seinen Heimatort erkannt und schreibt: „Bei dem „schmucken Ort in Richtung Döbern“ handelt es sich um Groß-Kölzig und bei dem Gebäude auf dem Rätselfoto um den „Gasthof zum Deutschen Reich“, der von Anbeginn im Besitz von Emil Rattey, danach Max Rattey, dann Johann Kocemba und nach seiner im Jahre 1914 erfolgten Zwangsversteigerung wieder in den Besitz der aus Sommerfeld stammenden Familie Max Rattey überging. Die Familie hatte leider nur eine dreifach weibliche aber unverheiratet gebliebene Nachkommenschaft, deren letzte Vertreterin Luzie Rattey die Gaststätte bis 1994 führte. Sie starb ohne Erben 85-jährig. Zum Gasthof gehörte seit 1906 eine von Max Rattey begründete Brauerei, die besonders durch ihr Braunbier bekannt wurde und seit 1935 neben Einfach- und Malzbier auch helles Lagerbier braute, dessen Wasser einem 32 Meter tiefen Brunnen entnommen wurde. Die Döberner Krätsch-Brauerei braute Lagerbier bereits seit dem Jahre 1903.
In den Jahrzehnten zwischen den letzten Kriegen existierten in Groß-Kölzig drei große Tanzsäle und drei weitere Gaststätten. Das „Gasthaus- und Brauerei Rattey“ konnte sich auf eine sehr gepflegte Gartenanlage mit Kieswegen sowie einen Schießstand für Gäste und Vereine stützen. Im Juni 1883 wurde bei Ratteys der Männergesangsverein gegründet und in seinem Gasthaus gründete im September 1900 Emil Rattey die Kölziger Feuerwehr. Einige andere Vereine hatten bei Ratteys ebenfalls ihren Sitz, doch war es zu Zeiten des Sozialistengesetzes Rekruten verboten, hier einzukehren, denn das Gasthaus Rattey galt als rot. Die Dorfchronik berichtet, dass im März 1910 der Dachstuhl des noch strohgedeckten Gasthauses „Deutsches Reich“ brannte, der neue Saalbau aber vom Feuer nicht ergriffen wurde. Das Saalgebäude auf dem Foto des „Märkischen Boten“ könnte mit diesem „Neuen Saalbau“ gemeint sein, denn das letzte Rattey-Saalgebäude, das sich heute dem Betrachter nur noch als Ruine anbietet, besitzt nicht vier sondern sechs große Saalfenster und hatte seinen Eingang am vorderen Ende des Gebäudes sowie eine andere Fassade über dem Wohnteil des ganzen Gebäudes.“
Wolfgang Grätz schreibt: „ Das ist der ehemalige Gasthof „Deutsches Reich“ von Emil Rattey in Groß Kölzig, das bereits 1882 im Forster Tageblatt erwähnt wurde. Es liegt an der alten Verbindungsstraße zwischen Forst und Döbern, heute ein Radweg. Emil Rattey hatte 1889 den Saal anbauen lassen, der auf dem Foto zu sehen ist. Anfang des 20. Jahrhundert übernahm Max Rattey das Gasthaus, er ist nicht verwandt mit seinem Vorgänger. Ab dann hieß es „Ratteys Gasthaus – Brauerei und Gartenlokal“. Es gab einen wunderbaren Biergarten, der auch gern von Forster Ausflüglern genutzt wurde. Das war aber vor meiner Zeit. 1938 ließ er einen neuen Saal anbauen, der leider heute verfallen ist. 1906 baute und eröffnete er auf dem Gelände eine Brauerei. Hier wurde das in der Region berühmte „Malxator“ gebraut. Zuletzt führte Lucia Rattey, eine seiner Töchter, das Gasthaus. Ich selbst habe hier manches Bier getrunken und so manches Wellfleisch gegessen. Und ich habe hier als Amateurmusiker musiziert und geprobt. Ich erinnere mich gut an den 90. Geburtstag von Alma Rattey, die Mutter des Brauereibesitzers. In dieser Gaststätte wurde 1900 die Feuerwehr Groß Kölzig gegründet, Emil Rattey war der erste Vorsitzende. Hier war auch ein Chor etabliert. Ich habe eine sehr alte Ansichtskarte der Kneipe, die von einem Kölziger Jugendlichen geschrieben wurde. 1903 wurde sie an einen deutschen Soldaten geschickt, der irgendwo im Kaiserlichen Heer diente. Es stellte sich heraus, dass der Schreiber einer meiner Großväter war. Es ist damit ein sehr persönliches Dokument.

Ein gerahmtes reproduziertes historisches Bild gewonnen hat Kurt Noack.
Herzlichen Glückwunsch!