Forst: Lehrlinge erkennen Gebäude

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Im Jahr 1909 erfolgte die Grundsteinlegung für dieses Haus

An den Konsum von Jahn gibt es noch viele Erinnerungen
Peter Schulz schreibt: „Das Gebäude, was abgebildet ist, ist die Charlottenstraße 15. Früher war dort ein Lebensmittelladen drin, heute ist dort das Büro der Baugenossenschaft.“
Gerda Kubaschk weiß: „Der  Laden gehörte Gotthold Jahn. Nach dem Kriege hatte er den Laden nicht mehr aufgemacht, stattdessen hatte er sich mit Lehrlingen herumgeplagt. Er war im Konsum Berufsausbilder und ich war Lehrling als Großhandelskauffrau. Schon nach zwei Jahren hatte ich den Beruf in der Tasche, sodass ich zur Finanzschule in Plau am See geschickt wurde und in einem Viertel Jahr zum Hauptbuchalter ausgebildet wurde. Damit konnte ich mit 18 Jahren als Buchhalter im Konsum eine Stelle annehmen. Für unsere Familie war das sehr wichtig, denn meine Mutter verdiente sehr wenig Geld. Wenn so mancher Konsum-Chef vom damaligen Konsum noch leben würde, würde es heute noch den Konsum geben in Forst und Guben – die gehörten damals zusammen und wurden erst in den 80er-Jahren wieder getrennt. Die Häuser, die aussehen wie ein Bahnhof, gehörten dem Genossenschaftlichen Wohnungsbau. Die gab’s damals schon. Diese Häuser waren nach dem Kriege sehr begehrt. Die Wohnungen hatten damals aber kein Bad, sondern eines auf der halben Treppe. Leider hatten wir  als junge Menschen nie genügend gefragt, und als unser Interesse geweckt war, waren die Alten nicht mehr da.“
Werner Rattey ruft an. „Das Gebäude kenne ich schon als Lehrling. Da gab es alle Lebensmittel. 1939 hatte ich angefangen zu lernen als Maurer in der Moltkestraße, da bin ich manchmal dort einkaufen gegangen Im Krieg war hier der Dachstuhl abgebrannt. Die linke Seite der Virchowstraße war zerbombt. In der linken Seite der Charlottenstraße wohne ich jetzt.“
Sabine und Detlef Witing wissen: „1907 begannen die Vorarbeiten für den Bau in der Charlottenstraße, Weststraße. Die Bautätigkeiten wurden im Jahr 1909 fortgeführt. Die Herren Stadtrat Bergami und Fabrikbesitzer Max Ditschke übernahmen Hypotheken auf bestehende Häuser und ermöglichten somit die finanziellen Mittel von 55 000 Mark für den Bau des Eckhauses Charlottenstr. 15. Am 25.März 1909 erfolgte die Grundsteinlegung ohne größere Hilfsmittel wie Kran oder Aufzug und am 29. Mai 1909 war bereits Rohbauabnahme und zum 15. September 1909 erfolgte die Fertigstellung des Neubaus. Es entstanden darin neun Wohnungen, ein Ladengeschäft und eine Wäschemangel (steht heute noch im Keller) des Weiteren wurde in jeder Etage ein Bad eingerichtet. Mieter des Ladengeschäfts waren u.a. Frau Ella Jatzosch und über viele Jahre bis 1945 Liesbeth und Gotthold Jahn. Thomas Methe schreibt: „Der Auftraggeber dieses Gebäudes war der am 4. Mai 1903 amtlich registrierte Forster Bau- und Sparverein „Selbsthilfe“. Der Mangel an Wohnraum und die schlechten sozialen Wohnungsverhältnisse in Forst damals ließen um 1900 den Genossenschaftsgedanken reifen, der Bau, Erwerb von Wohnhäusern unter anderem dieses Gebäude und deren Vermietung an die Mitglieder beinhaltete. In diesem Gebäude war früher ein Lebensmittelgeschäft drin. Seit 1997 ist in diesem Haus die GWG Forster Baugenossenschaft e.G. mit ihrem Verwaltungsbüro drin.
Im Jahre 2002 wurde das Wohn- und Geschäftshaus komplett saniert.
Eberhard Bräunig schreibt: „Dieser Herr Jahn war ein gutmütiger und hilfsbereiter Mann, besorgte sogar Einkellerungskartoffeln die wir per Handwagen von einer Lore der DR, vor der Eisengießerei „Rumsch und Hammer“ abholen durften. Die Häuser linksseitig auf dem Bild gibt es so nicht mehr, der 2. Stock wurde heruntergerissen und der Block nach 1950 neu aufgebaut. Es waren auch alles Ruinen. Der Schornstein rechtsseitig des Bildes gehört zu einer ehemaligen Tuchfabrik, in der meine Großeltern als Weber arbeiteten. „Jahns Ecke“ war der Treffpunkt sehr vieler Kinder aus diesem Bereich. Mit uns waren wir 30 Kinder zusammen. Wir spielten, und  trieben Sport auch auf dem unweiten „Deutschlandplatz“. Nicht zu sehen sind die neben diesem Haus gestandenen Ruinen, die uns zu manch abenteuerlichen Aktionen anlockten. Es war eine interessante, abwechslungsreiche schöne, aber auch durch Entbehrungen gekennzeichnete Kindheit bis in das nah grenzende Jugendalter.
Ein gerahmtes Foto gewonnen hat Peter Schulz.

Herzlichen Glückwunsch!