Guben: Falscher Ort für die prachtvolle Villa

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Nicht in Guben, sondern in Kerkwitz ist diese Aufnahme entstanden. Auf den Balkonen dürfte die Familie Lejeune um 1900 zu sehen sein

Landhaus des Ziegeleibesitzers Gustav Lejeune ist aufwändig restauriert
„Der Text zu dem Bild ‘Damals war’s’ hat mich etwas irritiert“, mailt Arno Schulz zu Recht. „Eine solche Villa wie auf dem Foto zu sehen ist, kenne ich in Guben nicht aber in Kerkwitz bei Guben. Sie gehörte dem Ziegeleibesitzer. Später war sie der Gemeinde unterstellt, heute ist sie wieder in Privatbesitz. Die Villa wurde nach der Wende aufwändig rekonstruiert, auch der bei einem Brand 1958 zerstörte Turmaufbau wurde wieder hergestellt. Sie ist heute ein Schmuckstück, das hoffentlich nicht dem Bergbau zum Opfer fällt.
Ob im Gubener Ostteil der Stadt, eventuell vom selben Architekten, eine gleichartige Villa steht oder stand, ist mir nicht bekannt.“
Auch Hanß Mittag verwies auf Kerkwitz und notiert: „Der Eigentümer der Villa war der Besitzer der dampfbetrieben Ziegelei in Kerkwitz.“
Bärbel Koschack war gleich klar, dass wir den Ort falsch be­nannt hatten. Sie schreibt: „Zu sehen ist die Villa An der Bahn 8. Sie ist nach der Wende vermutlich denkmalgerecht restauriert und saniert worden und wird bewohnt. Sie steht an der Bahn zwischen hohen Bäumen nahe des ehemaligen Betriebsgeländes der Ziegelei. Von dieser ist fast nichts mehr übrig. Am 6. Juni 1890 kaufte der Gubener Kaufmann Gustav Lejeune – seine Vorfahren stammten aus Brüssel – die bescheidene Feldofenziegelei. Er erweiterte die Produktionspalette. Er produzierte Dachsteine aus Kalksandstein und auch Mauervollziegel. Der Weg zur Ziegelei wurde mit Kopfsteinen gepflastert, die es noch heute gibt. Es gab auch ein Zubringergleis. Ab 1898 baute sich Gustav Lejeune ein Landhaus in der Nähe seiner Ziegelei und zog 1899 mit seiner Frau und zwei Kindern ein. Das Foto stammt aus dieser Zeit. Man erkennt auf zwei Balkonen Menschen, die damals noch einen freien Ausblick hatten. Es war ein großzügiger Bau, den die Dorfbewohner ‘Villa’ nannten. Vom Turmfenster aus hatte man einen Rundblick in alle vier Himmelsrichtungen. Heute erstrahlt die Villa, die also 1899 bezogen wurde, in vollem Glanz – nur die schöne Aussicht fehlt, die Bäume sind groß geworden.
Über die Geschichte der Ziegelei und auch über diese Villa ist noch viel im Buch ‘Kerkwitz – Geschichte und Gegenwart’ nachzulesen. Auf einer Postkarte von 1900 sind Bahnhof, Villa und Betriebsanlage der Ziegelei zu sehen.“
Vielen Dank allen Ratefreunden. Ein Bild im Rahmen gewinnt Hanß Mittag. Herzlichen Glückwunsch!