Guben: Gut versorgt seit vier Generationen

Fleischerei During, Frankfurter Straße 25 in Guben, mit Friseurgeschäft Edwin Ambrosch, um 1949
Fleischerei During, Frankfurter Straße 25 in Guben, mit Friseurgeschäft Edwin Ambrosch, um 1949

Wilhelm During gründete die Fleischerei 1889 / Edwin Ambrosch frisierte:
Aus erster Hand berichtet Ines Göthlich, geborene During, am Telefon: „Das Bild zeigt das Wohnhaus mit Geschäft der Fleischerei During. Emil During war mein Uropa. Das Unternehmen gibt es bekannterweise heute noch, auch an selbiger Stelle in der Frankfurter Straße 25. Der Straßenname änderte sich mehrfach. Neben dem Fleischergeschäft war ein Frisör Ambrosch, später PGH. In dieser Zeit – ich war damals noch ein Kind – ist der Dienstleister ausgezogen und existiert heute als ‘Gubener Haar- und Hautdesign’ auf der gegenüberliegenden Seite, wo sich einst die Drogie Schlippe befand. Die Frisörräume wurden dazugekauft und als Essen- und Versammlungsraum genutzt. In DDR-Zeiten hatte mein Opa Wilhelm During das Geschäft übernommen, doch kurz darauf wurde die Fleischerei verstaatlicht, das Ladengeschäft wurde zum Konsum. Nach der Wende durfte seine zweite Ehefrau Waltraud During alles käuflich zurückerwerben. Zu sehen ist lediglich das Vorderhaus, es gibt außerdem ein Hinterhaus mit Produktion und beide Gebäude sind mit einem Gang verbunden. Waltraud gab dann das Unternehmen an Emil During ab, den ältesten Sohn von Wilhelm, der aber seine Geschäft in Helmstedt (Königslutter) aufgebaut hatte. Mein Papa, Siegfried During, ein Bruder von Emil, hatte deshalb den Betrieb weiter geleitet und modernisiert. Inzwischen ist er Rentner, und die Geschicke leitet einer meiner Brüder, Thomas During. Er hat das gesamte denkmalgeschützte Haus saniert, vor allem die Front, und die Wohnungen in den Obergeschossen ausgebaut. Darüber bin ich sehr froh, denn es war mein Elternhaus. Hier in der damaligen Straße der Freundschaft verlebte ich eine schöne Kindheit in einer liebevollen Familie. So erinnere ich mich genau, dass ich, bevor ich zum Kindergarten und später zur Schule ging, immer zuerst in die Werkstatt ging, um mich zu verabschieden. Nach der Wende hatten wir im Kompaktbau in der Obersprucke ein Fleisch- und Wurstwaren-Fachgeschäft mit Partyservice eingerichtet, später kamen weitere Dienstleistungen hinzu wie Postdienst und Backwaren. 2011 mussten wir nach 20 Jahren das Geschäft aus gesundheitlichen Gründen leider beenden. Mein Mann, Mario Göthlich, zufällig Fleischer gelernt, arbeitet seitdem bei meinem Bruder mit. Übrigens, früher war ich überall ‘die kleene During’. Der Namenswechsel nach der Hochzeit kam mir recht gelegen, damit war dieser Spitzname verschwunden.“
Viele genannte Details wurden von weiteren Lesern bestätigt. Arno Schulz ergänzt: „Das Friseurgeschäft Edwin Ambrosch wurde Ende der 1950er Anfang der 60er-Jahre geschlossen und die Räume zum Speise- und Aufenthaltsraum des VEB Fleischverarbeitung umgebaut. Im Obergeschoss wohnten 1936 einschließlich dem Hinterhaus 24 Personen. Zur Tradition der bekannten Familie hat Thomas During im Heimatkalender 2003 umfassend berichtet.
Die nach dem Krieg von Wilhelm During geführte Fleischerei versorgte zahlreiche Geschäfte, Gaststätten und Betriebsküchen mit Fleisch- und Wurstwaren. Nachdem er erst mit staatlicher Beteiligung arbeitete, wurde der Betrieb 1972 verstaatlicht und als Betriebsteil des VEB Fleischverarbeitung mit dem Forster Schlachthof zusammengeschlossen. In Guben waren ca. 20 Personen beschäftigt. Familienmitglieder von Durings waren weiterhin im Betrieb tätig und sorgten für gute Qualität der Erzeugnisse aber auch für ständige Modernisierung der betrieblichen Anlagen, in denen meine Firma oft mit eingebunden war.“
Bärbel Koschack blickt weit in die Geschichte zurück: „An gleicher Stelle war 1889 das Geschäft von Wilhelm During eröffnet worden. 1918 hat sein Sohn Emil das Geschäft übernommen. Dessen Sohn Wilhelm übernahm nach Meisterprüfung 1935 und Heirat 1937 im gleichen Jahr das Geschäft vom Vater. Der erste Sohn von Wilhelm wurde 1939 geboren. Er wurde Emil genannt, er bekam noch drei Geschwister. 1939 bis ‘48 blieb das Geschäft geschlossen aber die Produktion wurde unter der Leitung von Mutter Anneliese weitergeführt, bis Vater Wilhelm 1948 aus dem Krieg zurückkam. 1949 wurde auch der Laden wieder eröffnet. Meine Mutter war damals stets Kundin. Die Produkte von During waren immer gefragt. Nach der Wende ließen alle Kinder und Enkel unter der Führung von Emil die Firma 1990 neu entstehen. Geschäftsführer wurde Siegfried During bis zur Übernahme von Sohn Thomas.
Den Frisör in der Nummer 25 gab es seit ca. 1920. Zuerst war es Franz Frahn, ab 1933 Edwin Ambrosch bis in die 70er-Jahre. Dort war wiederum mein Vater Kunde.“
Walter Breuer erinnert sich: „Emil During war mein Schräg-Rüber-Nachbar. Wilhelm hatte auch ein Fuhrgeschäft für Lohnfuhren wie Kohle, Holz und andere Güter, dann eröffnete er die Fleischerei. Es war in ganz Guben eines der ältesten Unternehmen und immer eine Hausnummer. Ich sehe noch die Schlangen stehen, drinnen vier, fünf Verkäufer, mit Waagen und Pergamentpapier mit Zimmermannsbleistift, die zehn bis 20 Positionen, in rasender Geschwindigkeit addiert. Mein Vater war Kunde bei Edwin Ambrosch aber auch bei Frisör Müller in der Berliner Straße.“
Ein gerahmtes Bild gewinnt Bärbel Koschack. Herzlichen Glückwunsch!