Späne für die Ziegen mitgebracht / Erst „Materialwaren“, dann „Kolonialwaren“ aus der Triftstraße
Ein recht schwieriges Rätselbild sandte uns Arno Schulz mit der Aufnahme des einzelnen Wohn- und Geschäftshauses. Doch es gab Gubener, die es wiedererkannten.
Helgart Melchert berichtete am Telefon: „Das Haus Murek in der Triftstraße kenne ich aus meiner Kindheit. Es gehörte Verwandten von uns. Dort gab es Ziegen auf dem Hof, denen ich als Kind mit meinem Großvater öfters Sägespäne bei Besuchen mitgebracht haben. Auf der Fahrt dorthin wurde ich auf den Wagen gesetzt.
Links neben dem Gebäude stand ein kleines Bauernhäuschen, das ist auf dem Bild ganz links zu erkennen. Mehr kann sicher mein Cousin über das Haus berichten.“
Auch Ella Schneidereit rief an und tippte auf die Triftstraße. „Ich bin mir aber nicht sicher, es ist schon sehr lange her. Aber wenn es die Triftstraße 91 ist, war ich mit meiner Mutter mehrfach in dem Geschäft. Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter sich mit Kohlesäcken abschleppte, die auf einen Leiterwagen verladen wurden. Der Verkäufer half ihr beim Aufladen. Zusammen haben wir den Leiterwagen dann über das Kopfsteinpflaster gezogen, das machte einen Höllenlärm. Aber es beschwerte sich niemand, es waren ja bekannte Geräusche. Die Anlieferung der Kohle konnten sich meine Eltern damals nicht leisten. So musste wir das wertvolle Brennmaterial selbst holen.“
Den Verkauf von Holz und Kohle bestätigt auch Werner Koschack. Er beschreibt die Lage: „Das Haus in der Triftstraße 91 war das letzte Haus, dann ging es links in die Lindenstraße. Also ein Eckhaus. Die Triftstraße war eine lange Straße. Sie begann am Osterberg-Ende und führte bis zur Seitwanner und Lahmoer Straße, die beide als Gabelung weiterführten. Von der Triftstraße führten nach rechts in die Gubener Obstberge Henzens Gasse, der Breite Steig, die Winzerstraße, die Finstere Gasse und die Fruchtstraße zum Bismarckturm. Nach links gingen ab die Kleine Teichbornstraße, die Weinberg- später Hoemann-Straße, die Kleine Eichholzstraße und die Lindenstraße. An dieser Ecke stand dieses Wohnhaus mit einem Kolonialwarengeschäft.
Eigentümer war Gustav Hafter. Das Geschäft besaß Robert Murek, der auch in diesem Haus wohnte. Im Einwohnerbuch von 1920 ist das Geschäft unter ‘Materialwarengeschäft’ zu finden. Die Aufnahme könnte Ende der 20er Anfang der 30er Jahre entstanden sein. Robert Murek handelte auch mit Holz und Kohle. Mitte der 30er Jahre (Einwohnerbuch 1936) führte unter ‘Lebensmittelhandlung’ Curt Göhler den Laden. Auch er wohnte in diesem Haus sowie die Witwe des Robert Murek.
Es gehörte jetzt den Hafterschen Erben, ebenso Haus Nummer 89 in dieser Straße.
Es ist eventuell möglich, dass die Vorfahren des Bildeinsenders Arno Schulz in diesem Haus wohnten. Unter den neun Mietsparteien gab es auch eine Frau Auguste Schulz, geborene Lehmann. Leider wurde dieses Haus 1945 zerstört.“