Über Holzpaletten ins Wohnheim / Lehrlingswohnheim wurde im September 1965 mit 180 Betten eröffnet
Der Neubaublock war doch bei vielen Lesern noch gut in Erinnerung. Wir haben das Foto aus gutem Anlass herausgesucht.
Werner Koschack hat uns gemailt. „Das Bild zeigt die Lehlingswohnheime des CFG in den 1970er Jahren. Die Vorgeschichte zum Rätselbild ist folgende. Am 7. Mai 1960 war die Grundsteinlegung für das Chemiefaserkombinat Guben. Beginn des Probebetriebes war am 1. Oktober 1964 mit Dederon Feinseide. In dieser Zeit wurden Lehrlinge in Schwesternbetrieben ausgebildet. So in Schwarze Pumpe, Wolfen und Premnitz.
Eine Berufsausbildung vor Ort konnte erst ab dem 1. September 1965 mit der eigenen Berufsschule beginnen. Viele Fachrichtungen standen zur Auswahl. In diesem Zusammenhang kamen die Lehrlinge aus den umliegenden Bezirken und brauchten eine Unterkunft. Am 29. Mai 1964 war die Grundsteinlegung für das Lehrlingswohnheim in der Deulowitzer Straße. Das sechsgeschossige Gebäude mit 2- und 3-Bett-Zimmern wurde am 1. September 1965 bezogen. Zu dem Haus 1, das Gebäude im Vordergrund mit 180 Betten, kam 1971 das Haus 2, im Hintergrund mit 360 Betten, hinzu. Der Flachbau zwischen den Häusern diente als Verbindung, und der Speiseraum war integriert.
Nach der Wende gab es Frauen und Männer, die den Mut hatten, einen Verein zu gründen. Am 18. Januar 1991 bildete sich der GBV – Gemeinütziger Berufsbildungsverein Guben e.V. Er übernahm die beiden Häuser in der Deulowitzer Straße, die dann modernisiert und renoviert wurden. Im Flachbau war in den Jahren eine Kegelbahn. In den Wohnunterkünften, die jetzt als Jugendwohnheim bezeichnet werden, wohnen zur Zeit 50 Lehrlinge des GBV. Die Schüler sind zum größten Teil Förderschüler und kommen aus der ganzen Region. Untergebracht sind auch Lehrlinge von anderen Gubener Betrieben, polnische Schüler, die in Guben das Gymnasium besuchen und Monteure von außerhalb. Auch Privatpersonen können Übernachtungen buchen. Weiterhin kann man einen Raum für Feierlichkeiten mieten und die Kegelbahn nutzen. Auch die Verwaltung des GBV hat dort ihren Sitz. Derzeit hat der GBV 156 Mitarbeiter. Angrenzend an das Jugendwohnheim ist die Gärtnerei, die ebenfalls zum GBV gehört. Hier kann man auch Pflanzen, Blumen und Gemüse kaufen. Möge dieser Verein mit seinen Ausbildungsstätten in Guben für die Berufe Maler, Tischler, Elektriker, Köche, Bedienungspersonal, Hauswirtschaft sowie Gärtner erhalten bleiben. Es ist ein großes Verdienst des GBV, dass es in diesen Tagen ein Fest zum 20-jährigen Bestehen geben kann.“
Anita Linke hat uns ganz persönliche Erinnerungen mitgeteilt: „Im September 1965 bin ich als Lehrling des CFG als Erstbezieher in das LWH Deulowitzer Straße eingezogen.
Am Tage unserer Ankunft war noch nicht alles fertig. So mussten wir vorn durch den Haupteingang noch über einen Stapel Holzpaletten klettern, die Treppe war noch nicht gebaut worden. Auch Betten mit Matratzen mussten wir uns noch aufbauen. Aber sonst war es damals ein sehr modernes Lehrlingswohnheim mit Halb-Pension, Fahrstuhl, Musikzimmer mit einem Flügel, Bibliothek und Sportraum. Gekostet hat uns das Quartier damals monatlich 30 Mark, die Hälfte des Lehrlingsgeldes. Wir hatten eine strenge Heimleiterin, die gleich mit im Haus wohnte und der nichts entging. Der Weg zum CFG wurde täglich zu Fuß zurückgelegt. Gut erinnern kann ich mich an Heimfeste, das tolle Bufett zum Tag des Chemiearbeiters, den gefüllten Nikolausschuh, den Heimfunk, die Arbeitsgemeinschaften im Haus, das Abschiedsfest mit dem Facharbeiterzeugnis und an die Jugendliebe. Immer wenn ich dort vorbei komme, muss ich an diese ersten Jahre in Guben denken.“
Und Heiko Lelewel mailte: „Ich kann mich noch an die Eröffnung einer Minigolf-Anlage direkt neben dem Wohnheim erinnern. Leider hielt sie nicht lange und wurde wohl auch nicht so oft genutzt. Auch die vielen Bäume rundherum sorgten schnell für unansehnliche Bahnen. Schade drum!“
