Irene Welkisch verbindet ganz persönliche Erinnerungen an unser „Damals-war’s“-Foto:
„Dass es sich hier um das Bahnhofshotel handelt, ist ja deutlich zu lesen. Es stand in der Berliner Straße, heute Bahnhofstraße 3a. Es ist bereits abgerissen, jetzt ist hier eine Glaserei. Nach 1945 wurde das Bahnhofshotel zu Wohnungen umgebaut.
Vor 65 Jahren, genau am 20. Juni 1945, wurden wir aus dem östlichen Stadtteil des damaligen Guben vertrieben. Meine Mutter und wir Kinder wurden, nachdem wir durch Guben geirrt waren, hier im Bahnhofshotel untergebracht. Es war sehr eng, da in einem Zimmer natürlich viele fremde Menschen untergebracht waren. Nach ein paar Tagen wurden wir aufgeteilt und kamen im Restaurant ‘Altsprucke’ unter. Dort ‘wohnten’ wir für einige Monate auf Stroh.“
Bärbel Koschack schreibt uns: „Das Foto zeigt Liehrs-Hotel. Es befand sich in der Berliner Straße 3a und bestand schon 1880 als renommiertes Hotel direkt am Bahnhof (durch den Tunnel rechts).
Es gab Hausdiener, die am Bahnhof die Gäste abholten, komfortable Fremdenzimmer. Erstklassige Biere, zum Beispiel ‘Reisbräu’ aus Nürnberg und ‘Pilsener Kaiserquell’. Damals noch Liehrs Hotel als GmbH (laut Karl Gander „Führer durch Guben und Umgebung“, erschienen 1914).
Es beherbergte in der Blütezeit von Guben als Industriestadt und als Ausflugsziel zur Gubener Baumblüte, viele Gäste aus Nah und Fern.
Die Bettenzahl betrug 35. Der Preis mit Bedienungszuschlag betrug zwischen 2,25 und 3 Mark pro Nacht.
Es gab Gesellschaftsräume, Ausstellungsräume, eine Kegelbahn, einen Gartenbetrieb und Garagen mit Heizung! Die Zimmer waren mit und ohne fließendem Wasser ausgestattet. Als renommiertes Hotel bestand es unter dem Besitzer Hugo Seysse noch 1936. Die Annonce im Verkehrsplan der Stadt Guben von 1933 enthält die oben genannten Konditionen. Im Haus wohnten auch Angestellte. Im Jahre 1939 wird als Besitzer des Gebäudes die Deutsche Reichsbahn genannt. Die Diensträume der Bahnhofskasse befanden sich nun darin. Die große Aufschrift ‘Liehrs Bahnhof-Hotel’ prangte noch in den 1950er Jahren am Hausgiebel.
Nach dem Krieg, am 29. Mai 1945, ergab sich die Notwendigkeit, die Isolierstation des Städtischen Krankenhauses (Uferstraße 12) dort unterzubringen. 50 Betten wurden belegt. Später zog wieder die Bahnhofkasse ein und blieb hier bis zur Wende.
1992 nutzte eine Versicherung das Gebäude.
1997 brannte der Dachstuhl ab, später erfolgte der Abriss.
Die Firma Leichtmetallbau und Glaserei Dulitz besitzt heute das Gelände, nun Bahnhofstraße 3.“