Eindrucksvolle Wilke-Villa brannte Ende des Zweiten Weltkrieges aus
Wolfgang Donat löst auf: „Bei der abgebildeten Villa handelt es sich um die ‘Villa Wilke’ des Hutfabrikanten. Carl-Gottlieb Wilke kam 1822 aus Forst als Hutmachergeselle nach Guben und produzierte in der Königstraße. 1859 erwarb er das Areal an der Gasstraße. 1864 ließ er im östlichen Teil seines Grundstücks die Villa erbauen.
Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Anfang März die Villa zerstört und brannte aus. Ein Verlust historischer Baukunst durch den Krieg in unserer gebeutelten Stadt. Links im Bild ist der noch erhaltene Torbogen mit Gebäudekomplex zu sehen, der heute unter Denkmalschutz steht. Im Hintergrund erkennt man die Giebelfront eines Hauses in der Gasstraße.“
Edda Schirmer schildert am Telefon: „Das ist eine seltene Aufnahme der Wilke-Villa mit Blick aus der Straupitzstraße. Bis auf das erhaltene Torhaus ist die Fläche heute die Grünfläche und gehört zum Wilke-Platz vor dem Rathaus, Musikschule und Bibliothek. Die Ruine müsste 1953 abgerissen worden sein, wenn ich mich recht erinnere. Ich habe sie nach meiner Rückkehr nach Guben noch im zerstörten Zustand gesehen.“
Auch Werner Koschack hat die Ruine noch vor dem Abriss gesehen und bestätigt das Abrissjahr: „1954 wurde an der Stelle dann die Feuerwehr erbaut. Die gibt es aber auch nicht mehr, 2004 wurde das Gebäude neben den Kammerlichtspielen abgerissen. Die neue Rettungswache wurde 2005 in der Cottbuser Straße eingeweiht.
Das Foto stammt aus dem Jahre 1910 und wurde von der Straupitzstraße aus aufgenommen. Die Villa hatte damals als Adresse Gasstraße 1-3, die Fabrik, heute Rathaus, war Nummer 4. Das Torhaus war Eingang Bahnhofstraße 45, heute Berliner Straße.
Bis zu seinem Tode 1931 wohnte Max Wilke mit seiner Familie in dem Haus, aber auch weitere Familien wie die des Gärtners, des Fahrers, der Schneiderin und anderes Dienstpersonal. Elisabeth Wolf, eine geborene Wilke, war nach seinem Tod Eigentümerin der Villa. Sie wohnte aber im berühmten Haus im Bauhausstil, das vom berühmten Architekten Mies van der Rohe auf dem Gipfel der Gubener Weinberge errichtet wurde.
Max Wilkes Sohn hieß Siegfried, er starb schon 1926, seine Frau Luise starb ein Jahr vor ihm 1930. Alle drei haben ihre letzte Ruhe am Seehof am Deulowitzer See gefunden. Unter einer großen Zinkplatte sind die Gebeine beigesetzt. Leider steht das schöne Areal seit über einem Jahr leer.“
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