Luftbild der Theaterinsel weckte Erinnerungen an einen gut geschriebenen Liebesroman

GubenSchuetzenhausinsel um1930
Luftbild der Theaterinsel Guben.

Es war die Stunde der Gubener! Der heimatgeschichtlich versierte Arno Schulz schreibt: „Abgebildet ist das im klassizistischen Stil 1873/74 errichtete Theater von Guben. Der heute in Gubin liegende Standort ist eine Insel, eine ehemalige Schießbleiche, mitten in der Stadt. Den Krieg hat das Theater überstanden, wurde aber am 9. September 1945 durch Brandstiftung zerstört und die Ruine abgetragen. Ebenso das einst auf der Insel stehende Restaurant ‘Schützenhaus’ mit Konzertsaal und Gartenrestaurant.
2010 erfolgte eine Sanierung des Araals, nachdem bereits 1998 eine Brücke von polnischer Seite errichtet worden war. Am ehemaligen Theaterstandort wurde aus Trümmerresten das Eingangsportal teilweise nachgestaltet. Das nun parkähnliche Gelände wurde um zwei weitere Brücken bereichert und zu einem beliebten Treffpunkt zwischen Deutschen und Polen. So war hier unter anderem der Mittelpunkt des Europatages am 7. Mai 2022. Auf dem Theatervorplatz wurde am 20.05.1905 eine Säule aus roten Granit zu Ehren der am 14. Juni 1751 in Guben geborenen Corona Schröter eingeweiht. Diese Säule steht noch heute dort, umgeben von gepflegten Blumenrabatten. Um die Restaurierung hat sich der Gubener Verleger Andreas Peter verdient gemacht. Die aus Bronze bestandene Büste konnte leider nicht ersetzt werden. Der die Insel mit umschließende Neißearm flutet nur noch bei höheren Pegelstand dieses Neißestück. Die auf dem Bild rechts stehenden Gebäude gibt es teilweise nicht mehr.“
Auch Gert Richter aus Alt-Deulowitz trägt zur Lösung bei: „Das Bild zeigt das ehemalige Gubener Theater. Eine AG unter Friedrich Wilke erwarb 1873 die Insel und ließ nach den Plänen von Oskar Titz 1873/74 in nur 15 Monaten ein klassizistisches Theater errichten. 1873 wurde mit dem Abbruch des alten Schützenhauses begonnen. Nach der Grundsteinlegung am 16. Aug. 1873 wurde es am 1. Oktober 1874 mit Goethes ‘Faust’ für 730 Gäste eingeweiht. 1879 wurde von der Theatergesellschaft in Forst von August bis November und in Guben vom Dezember bis März gespielt. 1892 erfolgt der Übergang in kommunalen Besitz. Hier spielten u.a. Will Quadflieg und Heinrich George. Am 20. Mai 1905 wurde davor das Corona-Schröder-Denkmal aus Bronze (seit 45 verschollen) des Bildhauers Karl Donndorf auf einer roten Granitsäule errichtet. Zwischen Theater und Konzertsaal bestand eine Verbindung, und eine Treppe führte in die Kellergaststätte, dem ‘Tunnel’. lm September 1944 geschlossen, fiel das Haus am 9. September 1945, nun auf polnischer Seite liegend, einer Brandstiftung (?) zum Opfer. ‘Viele Gubener verfolgten mit Tränen in den Augen die Zerstörung, die von detonierenden Minen begleitet wurde. Am 7. November ‘45 wurde im Hotel ‘Kronprinz’ wieder gespielt, bis zum Jahr 1950. 2010 wurde ein Stück stilisierte Theater-Fassade errichtet.“
Klaus Reiter aus Cottbus freut sich: „Wir sind wieder mal in Guben und sehen das Theater auf der Schützenhausinsel. Ein Herr Wilke (Hutfabrikant) kaufte 1873 die Insel und am 16.8.1873 war Grundsteinlegung für dieses Gebäude. Am 1.10 1874 wurde das Theater mit Goethes ‘Faust’ eröffnet. Platz war für 730 Personen. Die Brücke wurde erst 1923 gebaut. 1944 wurde das Theater geschlossen und am 9.9.1945 hat man es abgebrannt. Auf dem Vorplatz stand ein Denkmal für die in Guben geborene Schauspielerin Corona Schröter (geb.1751). Nach dem II. Weltkrieg wurde dieser Teil polnisches Gebiet. 1990 wurde dann die Neißeinsel (370 m x 37 m) für die Bevölkerung wieder eröffnet. 2007 wurde die neue Brücke, ohne Baugenehmigung, errichtet. Heute ist das eine Parkanlage und im Mai 2022 wurde dort der Europatag gefeiert.

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Diesen Blick in eine romantische Neißelandschaft – links Guben, rechts Gubin, geradeaus das Portal des Stadttheaters auf der Insel schenkt uns Arno Schulz aus Guben. Vielen Dank dafür.

Gabriele und Hans-Ulrich Gittel aus Cottbus- Branitz, Am Mittelgraben, hatten einen literarischen Impuls: „Auf dem Foto in der heutigen Ausgabe des ‘Märkischen Boten’ ist das Gubener Stadttheater auf einer Insel inmitten der Neisse zu sehen. Mein Mann, Hans-Ulrich Gittel, erinnerte sich sofort an das Buch von Hartmut Schatte/ Gerti Rahr ‘Eine Sonntagsliebe auf Schloss Bärenklau’, das wir kürzlich gelesen haben. Auf dem Foto im Buch ist das Gubener Theater gut zu erkennen.“
Auf dieses Buch geht auch Carola Ringelhann, vom Eschenweg in Guben ein. Sie schreibt: „Das ist die Theaterinsel im heutigen Gubin. Bis zum Krieg war es Guben und dann wurde die Stadt geteilt in Guben und Gubin. Die Insel befindet sich zwischen zwei Flussarmen der Lausitzer Neiße. Nach der Wende wurden die Überreste vom Theater wieder aufgebaut – sehr schön, so, wie es jetzt aussieht. Auf der Insel befindet sich ein Denkmal der Sängerin und Schauspielerin Corona Schröter als Ehrenbürgerin Gubens. Sie ist aber nicht in diesem Theater aufgetreten (1751 – 1802). Sie war eine Liebhaberin von Goethe. Interessant für mich ist, dass vor wenigen Jahren das Buch ‘Eine Sonntagsliebe auf Schloss Bärenklau’ von Dr. Hartmut Schatte herausgekommen ist. Es handelt hier von der Schauspielerin Gerti Michaelis, die in diesem Theater bis zum Kriegsausbruch gespielt hat und in einen ungarischen Diplomaten aus Bärenklau verliebt war. Sehr spannend!“
Reinhard Semt bemerkt: „Das Luftbild zeigt die Südspitze der Theaterinsel mit dem Theater und davor kurz vor der Spitze (kaum erkennbar) das Denkmal für die Schauspielerin und Sängerin Corona Schröter. Das Theater wurde 1945 durch Brandstiftung zerstört. Seit einigen Jahren erinnert das wieder aufgebaute Portal an das Theater. Vom ebenfalls zerstörten Denkmal blieb bis heute nur der ramponierte Sockel. Die seit 1945 zu Polen gehörende Insel kann seit 2007 von Deutschland aus über eine Brücke erreicht werden, derentwegen von polnischer Seite über Jahre eine unwürdige Posse betrieben wurde.“
S. Menzel aus Guben versucht einen Rundblick: „Wir sehen die einstige Straßenführung Lindengraben von der Großen Gubener Neißebrücke nach links auf die Schützenhausinsel, die über die einstige Schützenhausbrücke viele Besucher, nicht nur zur Baumblüte, begrüßte. Damals weiter ging es nördlich abzweigend in die Haagestraße sowie über die Jungfernbrücke in die einst bekannte Grüne Wiese mit Nordbrücke, Achenbachbrücke. Lyzeum usw.“.
Auch Jens Pumpa weiß: „In den 1990er Jahren wurde die Neißeinsel wieder für den Publikumsverkehr geöffnet. Sie ist jetzt ein Park.“

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2008 kullerten Säulenkapitelle noch über die öde Insel. Inzwischen wurde das Portal des einstigen Theaters wieder baulich angedeutet. Ein Spaziergang über die Insel zwischen Guben und Gubin wird zum Ausflug in eine nie verklingende Theatergeschichte. Foto: CGA

Bei Manfred Gnida aus Spremberg lesen wir: „Diese um etwa 1930 entstandene Luftaufnahme zeigt einen Teil der ca. 370 Meter langen und 37 Meter breiten Schützeninsel mit den Fabriken und rechts einen Teil der Gubener Altstadt. Die Insel soll durch abgelagerten Sand des Flusses Lubst entstanden sein. Die Schützengilde nutzte das Gebiet. 1793 wurde das erste Schützenhaus errichtet, dem später ein Neubau folgte. Das 19. Jahrhundert brachte mit wirtschaftlichem Aufschwung auch Interesse an Kunst und Kultur.
1872 wurde die Schützenhaus-Aktiengesellschaft gegründet und mit Unterstützung prominenter Personen der Theaterbau ermöglicht. Die Aktiengesellschaft wurde 1882 zahlungsunfähig, und so kaufte die Stadt Guben die
Insel samt Theater, Schützenhaus mit Konzertsaal und dazugehörendem Parkrestaurant. Der Park war einst ein romantischer Ort mit Bänken, Bäumen, Musikpavillon und Springbrunnen.
An der Südseite der Insel erinnert ein Denkmal an die in Guben geborene Sängerin und Schauspielerin Corona Schröter. Damals bestand eine Verbindung zwischen dem Theater und dem Konzertsaal durch die Kellergaststätte ’Tunnel’. Inhaber des Parkrestaurants Schützeninsel, Am Lindengraben Nr.13, war um 1930 Richard Sievers. Guben, seit dem II. Weltkrieg Doppelstadt, verbindet sich heute mit Gubin über Brücken, die auch diese Insel erreichen.
Gewonnen hat diesmal Carola Ringelhann aus Guben.

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