Auch diesmal gab es für ein relativ junges „Damals…“-Motiv viele, teils ausführliche Zuschriften. Der Cottbuser Klaus Reiter freut sich: „Wir sind wieder mal in meiner zweiten Heimat Spremberg und stehen auf der Spreebrücke mit Blickrichtung Markt, in der Dresdener Straße (früher Lange Straße). Rechts ist die Gaststätte und Pension ‘Zur Post’ zu sehen. Das Gebäude existiert seit 1850, damals noch mit Schmiede. 1960 übernahm Elisabeth und Otto Hasse diese Gaststätte als HO-Lokal. 1975 bis ‘77 war ich dort oft Abendbrot essen nach der Schicht. Später war es eine Milchbar, Intelligenzclub und dann Sportgeschäft. Nach der Wende war es wieder Gaststätte. Zur Eröffnung waren auch die Brüder Strittmatter anwesend. Links, nicht im Bild, ist die ehemalige Post; sie wurde im August 2017 geschlossen. Fast alle Häuser sind erhalten und rekonstruiert. Das zweite Haus links war ein Fachgeschäft für Nähmaschinen und Fahrräder, Inhaber waren Trautmann und Neumann. Dies war und ist eine schöne Geschäftsstraße.“
Rainer Wollmann vom Kolkwitzer Tannenweg ergänzt: „Das Bild zeigt die Lange Straße in Spremberg bei notwendigen Tiefbauarbeiten, denn die Straße wurde im 2. Weltkrieg nicht zerstört. Ein Beispiel dafür ist das abgebildete Hotel ‘Zur Post’, welches 1850 errichtet wurde. Obwohl das Kaiserliche Postamt gegenüber erst 1882 bis 1883 gebaut wurde, hat das Hotel den Namen der Post bekommen.“
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus hat recherchiert: „Die Lange Straße wurde bis zum Jahre 1864 ‘Lange Gasse’ genannt. Und sie war wirklich die längste Straße der Stadt Spremberg. Sie ging vom Marktplatz bis zur Johannisgasse, dort war das Lange Tor, auch Ho’erswerdaer Tor genannt. Rechts im Bild das Hotel & Restaurant ‘Zur Post’ in der Langen Straße 23-24. 1850 wurde der Gasthof mit Schmiede erbaut. Im Mai 1994 war die Eröffnung des Biergartens. Seit . Januar 1997 bietet das Hotel 19 Doppelzimmer an.“
Der Spremberger Manfred Gnida liefert auch diesmal eine ausführliche Betrachtung: „Ein Bild aus einer entscheidenden Phase des Stadtentwicklungskonzepts. Durch Braunkohleabbau war in den Jahren 1961 bis 1975 für das Stadtgebiet Baustopp verordnet worden. Dieser Irrsinn hätte eine Stadt betroffen mit besonders schöner Landschaftslage und langer Stadtgeschichte. Der historische Stadtkern konzentriert sich im Bereich der Spreeinsel, und Bauwerke dieser Aufnahme gehören dazu. Hier, wo früher in der Nähe der Johannesgasse das Westtor der Stadtmauer war, geht der Blick in die Lange Straße und zeigt Gebäude mit langer Vergangenheit. Leider ist gleich links das 1882-1883 vom Spremberger Baumeister Mittag erbaute und am 16. April 1883 eingeweihte Postgebäude nicht zu sehen, das aktuell auf ein Schicksal zur Wiederbelebung wartet. An dieses Gebäude erinnert aber vorn rechts die Gaststätte ‘Zur Post’. Dieses Haus war ab 1850 Gasthof und Schmiede. Die damalige Besitzerin, Frau Schönfelder, baute das Haus bis 1870 um, und es entstanden eine Gaststätte und Wohnraum. 1900 kaufte Richard Röhle das Gebäude und eröffnete 1910 das ‘Restaurant Richard Röhle’ wie man es auch auf Postkarten sehen konnte. Er starb 1945 und die Gaststätte wurde bis 1950 an Otto Frank verpachtet. 1950 ging die Gaststätte in den Familienbesitz von Otto und Elisabeth Hasse über. Es begann leider eine Zeit, in der das Haus ab 1960 eine Zwangsvermietung überstehen musste. Dies wurde notwendig, da Otto Hasse von 1958/59 wegen einer politischen Verfehlung in Haft genommen wurde. Die HO (volkseigene Handels-Organisation) nahm sich die Gaststätte, führte eine Milchbar und der Intelligenzclub nutzte das Haus. Mir ist auch noch das Geschäft für Sportartikel darin in Erinnerung. 1989 Familie Hasse die Gaststätte wieder in Familienbesitz. Am 29.April 1991 ereignete sich die Wiedereröffnung als Gasthau , fortan mit Hotel, Gartenterrasse, Speisen und Events eine Erste Adresse für Spremberg.
Auf dem Foto sind die Bauarbeiten in der Langen Straße um 1993 erkennbar. Links das kleine Haus war früher unter dem Namen Magister bekannt; Ida Magister hatte ein Zigarrengeschäft, Emil Raschke bot Kaffee und Schokolade an. Mir sind die feinen Süßwaren und später der Lotto-Laden darin in Erinnerung. 1993 wurde das Haus abgerissen und original wieder aufgebaut. Horst Richter hatte ein Modegeschäft darin. Ihm folgte das Fachgeschäft Zippack, das sich heute gegenüber befindet. Drogerie Zimmermann als ‘Kreuz Drogerie’ von Ingeborg Rau, später von Ramona Schorg geführt, folgten. Dann sehen wir das beliebte Fahrrad- und Nähmaschinengeschäft Neumann, später Trautmann. Dann kam einst die Gaststätte ‘Kreuz Bube’, später als ‘Bierstübel’ benannt und die Fleischerei Schulze, heute Schütz mit Speisenangebot, leider nun geschlossen. Hier ist heute ein Asia-Restaurant und daneben Textilgeschäft. 1998 wurde die Straße im bundesweiten Wettbewerb als ‘Attraktive Geschäftsstraße – Ideen für den Erlebnisraum Innenstadt’ gewürdigt.“
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