Wenn sich unsere Eltern als Kinder einst ein Haustier wünschten, wollten sie viel wissen über die Art und die Pflege. Sie bekamen also zunächst ein Buch, das wahrscheinlich von Johannes Breitmeier illustriert war. „Unsere Stubenvögel – Haltung, Pflege, Zucht“ war seit 1955 ein DDR-Bestseller, bebildert von Breitmeier. Die Liste der von ihm gestalteten Bücher ist lang, reicht über das „Handbuch des Angelsports“ (1964), „Fremdländische Stubenvögel“ (1969) und „Maulwurf, Wal und Fledermaus“ (1984) bis zu „Jonny Jet, der Eisvogel“ (2006). 31 Buchtitel sind im Werkverzeichnis enthalten, auch Ausstellungen in Leipzig (1983) und Berlin (1984) sind vermerkt. Zeichnungen, Aquarelle und Pastelle des hochproduktiven Malers der heimischen und exotischen Natur blieben im Zeitalter brillanter Tierfotografie bei Liebhabern begehrt und sind relativ leicht zu haben.
Breitmeiers „Akademie“ waren die Kaltenborner Berge, das Biotop am Schwarzen Fließ und die Gegend von Reichenbach. Hier, in Guben, ist er am 14. Februar 1913 geboren. Pirschend durch Feld und Flur verbrachte er seine Freizeit, schulte er seine Beobachtungsgabe. Seine berufliche und künstlerische Entwicklung brach zunächst mit dem Krieg ab. Aber schon 1945 stellte er in der nun geteilten Stadt seine Bilder in einem Geschäft in der Kaltenborner Straße aus. Er engagierte sich im Kulturbund, gründete hier eine Sektion „Bildende Kunst“ und wurde ab 1948 Kulturreferent des Rates der Stadt. Wie alle Gubener litt er unmittelbar an den Folgen des Krieges; er wurde aus Überzeugung Vorsitzender eines Stadtfriedenskomitees und verfasste in dieser Funktion einen national beachteten Aufruf zur Ächtung der Atomwaffen als „Waffen des Schreckens und der Massenvernichtung“.
Beruflich zog es den Tiermaler 1950 nach Frankfurt/Oder, wo er sich jetzt als freischaffender Künstler niederließ. Später verlegte er seinen Wohnsitz nach Bernau bei Berlin und unterhielt engen Kontakt zu dem bekannten Ornithologen Otto Fehringer, der vor dem Krieg den Heidelberger Zoo mit aufgebaut hatte. Nahe Berlin konnte er auch seine wichtigen Kontakte zu den Verlagen pflegen, die ihn immer wieder mit Aufträgen versorgten und die Bücher mit seinen genauen Zeichnungen vielfach zu erfolgreichen Auslandsauflagen führten. Johannes Breitmeier starb 2002. H.
Weitere Beiträge über das historische Guben und das Umland finden Sie hier!
Schreibe einen Kommentar