Lausitz: Mutter war Kaffeemamsell bei Brühls

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Das Bild zeigt Pförten / Brody, den Brühlschen Stammsitz in Polen

Zur Feindschaft Friedrich II. / Brühl zeigte Branitz eine Ausstellung
Peter Gräßel aus der Rüdigerstraße in Forst weiß: „Es ist die Lösung A: natürlich Pförten. Unsere eigene Historie reicht leider keine 250 Jahre zurück. Die Mutter meiner Frau ist 1904 in Pförten geboren und in dieser Kirche getauft worden. Im Alter von etwa 15 bis 25 Jahren hat sie als Kaffeemamsel beim Grafen Brühl gedient.
Meine Schwiegereltern wurden in dieser Kirche 1934 getraut.“
Eigene Kindheitserinnerungen schildert Wolfgang Schenk aus Forst, An der Lerchenstraße: “Meine ersten Erinnerungen sind schwach. Ich war erst vier und fuhr im Kindersitz auf Opas Fahrrad. Mit sechs wurde es interessanter. Das prächtige Schloss mit Orangerie, der Markt, die Kirche und das Tor zum Ort waren für mich jetzt sehenswert, hatte ich doch die Strecke von Berge (heute im Polnischen liegender Teil von Forst, d. Red.) nach Pförten auf meinem ersten Fahrrad bewältigt. Das geschah im Pulk der Großeltern, Eltern und Verwandten – Schulz, Lindner, Scholtan, Kruse und Schenk. Krönung der Tour war immer die Rast am Pförtener See mit Picknick und Gesang. Wir waren 30 bis 50 Stimmen mit Akkordeon und zwei Gitarren…“
Jens Gertrich erwähnt, dass kürzlich in Branitz eine Ausstellung die Feindschaft zwischen Friedrich II. und Graf Brühl erläuterte.
Damit befasst sich auch Georg Müller aus Cottbus: „In diese ländliche Einsamkeit, wenn auch schon mit einem Schloss von 1676 und einer mittelalterlichen Kirche romanischen Baustils, verirrte sich der Dresdener Graf von Brühl, Graue Eminenz seiner kursächsischen Hoheit. 1741 bis 1749 gab er dem Anwesen ein attraktives Aussehen; aber im Streit mit der preußischen Obrigkeit, dem Friedrich dem Großen, ließ dieser 1758 die stattliche Baulichkeit von seinen Husaren niederbrennen. Erst wieder 100 Jahre später kam es zu einer Renovierung des lädierten Bauwerkes, das 1945 wieder zur Ruine wurde.“
Einzelheiten dazu weiß Arno Schulz, Kupferhammerstraße in Guben: Das Schloss wurde leider kurz nach dem Einmarsch der Sowjets (12.3.45) nach kurzer Plünderung am 20.3.45, vermutlich von den Russen, angesteckt. Das Mariannenschloss wurde ebenfalls später bis auf die Torsäulen zerstört. 2013 besuchte ich den Ort mit einem Zeitzeugen, der sich mit anderen Kindern im Heizhaus der Schlossanlage beim Einmarsch der Roten Armee versteckt hatte. Damals war das Schloss noch unbeschädigt.“
Ingolf Czerny aus Cottbus-Sandow schreibt: „Zwar ist mir die Ansicht nicht so geläufig, aber der Text deutet sehr stark auf Pförten. Die Schlossruine habe ich seit 2008 mehrfach besucht und unter anderem meinen 50. Geburtstag im Hotel gefeiert. Daher weiß ich auch, dass dieses Schloss Heinrich von Brühl gehörte. Da Sachsens August zwischen Dresden und Warschau pendelte, konnte Brühl ihm in Pförten ein standesgemäßes Unterwegs-Quartier anbieten. Gegen Ende des Siebenjährigen Krieges ließ Friedrich der Große in einem kleinlichen Anfall von Rachsucht sämtliche Schlösser seines Intimfeindes Brühl zerstören, auch Pförten. Nach erneuter Zerstörungen im Weltkrieg wartet es noch auf eine Wiedererweckung. Wenigstens im Park wird schon wieder einiges in Ordnung gebracht. Kurz vor Pförten (in Jeziory Wysokie) gibt es einen Aussichtsturm, der einen Besuch in Pförten abrunden kann.“
Werner Lehmann aus der Spremberger Karl-Marx-Straße ergänzt: „1815 gehörte der Ort zu Preußen und 1818 bis 1945 zum Landkreis Sorau. Brody besitzt seit 1945 kein Stadtrecht mehr.“
Gewonnen hat diesmal Gerd Woldrich aus der Stadtpromenade in Cottbus. Er vermutet, Friedrich der Großen zerstörte das Schloss aus Zorn darüber, dass Brühl keine Koalition mit ihm gegenüber Maria Teresia einging. Auch das kann sein.