Günter Kobel hat vor dem Krieg im Bahnhof gelernt und dann gearbeitet
Sylvia S. aus Cottbus freut sich: „Tatsächlich ist es diesmal einfach für mich. Zwischen den heutigen Bahnsteigen 6 und 10 befand sich ein Ziegelbau, der nach dem Krieg bis zur Eröffnung des neuen Bahnhofgebäudes als Provisorium diente. Es gab dort Fahrkarten, eine Gepäckaufbewahrung und auch eine Rampe, wo Sperrgepäck aufgegeben und abgeholt werden konnte. Auf dem Foto ist die alte Bahnhofsbrücke zu sehen, die ein tolles schmiedeeisernes Geländer hatte. Davon wurden einige Elemente in der Mitte der neuen Brücke wiederverwendet.“
Ganz genau kennt sich Günter Kobel (Jahrgang 1927) aus Ortrand aus. Er schreibt: „Während des Krieges habe ich von 1941 bis 1944 meine Lehre bei der Reichsbahn als Grundlage für eine spätere Bahnbeamtenlaufbahn für den Verkehrsdienst in Drebkau und Cottbus absolviert. Ab 1. April 1944 war ich frisch ausgebildeter Reichsbahngehilfe in der Fahrkartenausgabe des damals noch intakten, sehr repräsentativen Cottbuser Bahnhofsgebäudes. Bereits zu dieser Zeit galt der Cottbuser Verkehrsknoten als potentielles Ziel feindlicher Luftangriffe. Mein damaliger Dienst begann sehr zeitig am Morgen. Oft habe ich den ersten Schalter geöffnet, kam dazu aber nicht mit der Straßenbahn, sondern mit dem ersten Zug aus Drebkau.“
Auf die Straßenbahn geht Ortwin Schulz ein: „Von der Vetschauer Straße oder vom Spreewaldbahnhof gab es zu dieser Zeit keine Straßenbahn-Anbindung. Der Triebwagen kam vom Bahnhofsvorplatz. Über einen längeren Zeitraum fuhr abwechselnd die Linie 1 nach Cottbus Ost (Sandow) bis zur Schule und Linie 3 nach Ströbitz. Bei den Wagen handelt sich um einen Et50 bzw. um einen ET54. Diesen Wagen habe ich noch selbst gefahren.“
Klaus Reiter preist das modernste Stellwerk, am 5.3.1903 eingeweiht. Den Klinkerbau hat 1902 die Firma Pabel erbaut. Die
Signalbaufirma Stahmer aus Georgsmarienhütte stattete ihn mit einem Druckluftstellwerk aus. Das große Ot am Klinkerbau stand für Ostturm. Erstaunlich ist, dass es erst am 19.11.2010 stillgelegt wurde.“ In ganz anderer Weise erinnert sich Christel Mennel an dieses Stellwerk: „Ich wollte mich schon immer bei den Mitarbeitern bedanken, die bis zur Stilllegung des Werkes für mich und alle Passanten einen Hingucker pflegten und pflanzten, nämlich wundervoll blühende (rote) Geranien – Jahr für Jahr. Danke!“ Lothar Haase aus der Spreestraße erinnert sich an die Rampe mit dem Straßenbahngleis, aber auch an die südlich parallel geführte Straße zur Verladerampe. „dort wurden Militärkonvois oder Mähdrescher zur Erntehilfe in den nördlichen Bezirken verladen. Noch weiter südlich verlief die Vetschauer Straße, ihr gegenüber die Großenhainer Straße.“
Dr. Christian Lehm bemerkt als Brückenspezialist: „1970 fuhr die Straßenbahn noch zum Bahnhofsvorplatz. Das Bild zeigt die Brücke nach der ersten Erneuerung derselben nach 1945. Der Überbau der Nordbrücke wurde 1959 erneuert, damit die Straßenbahn wieder fahren konnte. Die Stegbleche der Blechträger waren durchgerostet, ‘dass man einen Hund durch die Löcher jagen konnte’, so wurde damals erzählt. Weitere Verstärkungen an den Pendelstützen und der Fahrbahnplatte folgten 1969/70. Wegen weiteren Verfalls wurde ab 1978 der Straßenbahnbetrieb eingestellt. Als Folge der Streckenelektrifizierung und einer geplanten Bahnhofserweiterung kam es zum Neubau der heutigen Nord- und Südbrücke. Beide Brücken wurden zu einem 140 m langen Bauwerk, bestehend aus gesonderten Überbauten für die West-, Ost- und Straßenbahntrasse zusammengefasst.“
„1989 wurde elektrifiziert und dafür musste die Brücke um einen Meter angehoben werden. Damit kam dann das Aus für die Rampe zum alten Bahnhofsvorplatz“, erinnert sich auch Renate Brinke aus der Cottbuser Hagenwerderstraße. Viele weitere Leser meldeten sich zu dem seltenen Motiv, und Thomas Hanta aus Cottbus wagt schließlich den Blick nach vorn: „Für die Fertigstellung des Bahnhofsvorplatzes ist das Jahr 2019 vorgesehen. Ich bin mir sehr sicher, dass das Projekt vor dem BER und dem Stuttgart 21 fertig wird. Dann kann man von hier aus mit fast allen Eisenbahn-, Straßenbahn-, Stadtbus-, Regionalbus- und Fernbuslinien in alle Himmelsrichtungen abfahren.“
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