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Nur 1954 und 1955 gab es große Rosenmontags-Umzüge durch die Stadt
Unser Leser-Kätzchen „Elli“ hat sich wieder gemeldet und zitiert ihren „Dosenöffner“, also Katzenfutter-Spender: „Der Rosenmontagsumzug des Jahres 1957 führt durch die Sprem. Es stimmt also Antwort C. Im Hintergrund sieht man blass den Turm und links vorn den Eingang zum teilweise zerstörten alten Kaufhaus. Mein Dosenöffner kennt das noch, im Obergeschoss in einem Rückseitennebenflügel erfasste ihn schon im dritten Lebensjahr der bis heute wirkende Eisenbahnbazillus.“
G. Peschank mailt: „Die Rosenmontagsumzüge waren in Cottbus früher nicht bekannt. Erst in den Anfängen der 1950er Jahre wurden diese auch hier angekurbelt und später durch die Studenten in kleinem Maßstab öffentlich auf die Strasse gebracht. Wie hier beim Umzug durch die Spremberger Strasse in Cottbus. Dem Umzug hatten sich einige Vereine und Cottbuser Narren angeschlossen. In der Zeit davor waren, von Betrieben organisiert, schon kilometerlange Umzüge entstanden. Die mitgeführten Transparente mit kritisierenden Inhalten zu Mangelerscheinungen in der Wirtschaft und der Versorgung brachten die Partei derart in Rage, dass ein Verbot der Umzüge erlassen wurde. Zur Zeit des Umzuges hier in der Sprem in Höhe der Mühlenstrasse war die Stimmung trotzdem voller Optimismus und Frohmut.
Im Bild rechts das Tuchhaus Lindstedt, dahinter Kaffeegeschäft Britz und der Fischladen Nordpol. Das Gerüst gehört zu dem Wohnungsneubau, dahinter Waldtschmidt, später ‘Stadt Cottbus’ Tanzlokal. Auf der linken Strassenseite wechselten die Nutzer der Läden. Das Eckhaus zur Mühlenstrasse wurde später vom Kaffee Lauterbach (früher in der Bahnhofstrasse) bezogen. Von der früheren Sprem als Einkaufsstrasse ist mit bestem Willen nicht mehr viel zu erahnen.“
Klaus Reiter vom Eschenweg in Cottbus fasst zusammen: „1956 wurde durch den Rat der Stadt Cottbus der Cottbuser Karneval untersagt. Der am 14. Mai 1909 geborene Hans Brune kam aus Köln und mit zwei weiteren Kölnern hat er nach dem Krieg den Karneval wiederbelebt. Nach 1956 spielte sich alles in geschlossenen Räumen ab. Sehr beliebt dafür war die Gaststätte ‘Stadt Cottbus’, in allen Sälen wurde Fasching gefeiert. Später kamen das ‘Brunschwig’, ‘Kleines Spreewehr’ und die ‘Mentana’ hinzu. Eine sehr schöne Zeit.“
Lutz Gündel mailt uns: „Namen wie Willi Daubach, Hans Brune, Jupp Rühtz und Irmgard Vatter sind älteren Cottbusern und zumindest den Lesern dieser Heimatzeitung ein Begriff. ‘Der Märkische Bote’ hat 1992 als einziges Medium den ersten Straßenkarneval nach der Wende gefördert und viele Beiträge über das Geschehen von 1954 bis 1958 veröffentlicht. Es waren ausgebombte Rheinländer, die nach Kriegsende hier geblieben waren, weil Köln und andere Städte stark zerstört waren, und die mit großer Begeisterung ganze Prinzengarden mit riesigen Gefolgen auf die Straßen brachten. In einigen Orten im Bezirk Cottbus, zum Beispiel Bad Muskau und Prettin, hat es auch in den 1980er Jahren Karnevalsumzüge gegeben.“ Ulf Lehmann ergänzt: „Studenten trugen den Karneval nach dem Verbot zu Grabe, aber auch junge Ärzte haben gegen das Umzugsverbot protestiert. Es gibt davon Fotos aus der Vetschauer Straße.“
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus geht auf die Straßensituation ein: „Links befindet sich das Kaufhaus Schocken in der Spremberger Straße 10. Es war mal das größte Kaufhaus in Cottbus. Zwischen 1909 und 1913 eröffnete das Unternehmen Warenhäuser in Aue, Planitz, Meißen, Zerbst, Cottbus und Frankenberg. Die Fertigstellung in Cottbus erfolgte 1913. Schocken expandierte bis 1930 zur viertgrößten Warenhauskette Deutschlands mit 20 Filialen und Zwickau als Hauptsitz. Das Schocken-Haus in Cottbus war bis zur Eröffnung des ‘konsument’-Warenhauses 1968 zeitweise Konsum-Warenhaus. Im Frühjahr 1981 begann der Abriss des traditionsreichen Geschäftshauses. Nur ein Seitenflügel blieb stehen.“
Unsere Leser aus dem Cottbuser Umland beteiligten sich ebenfalls an dieser Rätselrunde, tippten aber alle auf die Straße der Jugend, weil sie sich nicht mehr an die Straßenbahn in der Sprem erinnerten. Im Übrigen sei erwähnt, dass wir aus Zuschriften auch dann zitieren, wenn die Aussagen zu Zeitabläufen nicht völlig gesichert sind; es handelt sich um persönliche Sichten. Ganz sicher Falsches sparen wir aus.
Gewonnen hat diesmal Christine Klausch aus Cottbus.
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