Schöne Erinnerung an Cottbuser Kindheit

Oberkirchplatz, Turnstraße und Klosterstraße, dazu der Lebensmittelladen Brauer.

Unser Leser Roland Kossack hat uns das schöne Rätselfoto geschickt. Wir bedanken uns bei ihm mit dem ersten neuen „Damals war’s“-Kalender 2024. Er schreibt dazu: „Dieses schöne historische Foto wurde im Jahr 1974 von Klaus Ohl fotografiert. Er wohnte dort bis 1960“.
Barbara Koalick aus der Cottbuser Seminarstraße meint: „Dieses Foto wurde in Cottbus gemacht. Auf der linken Seite befindet sich ein Lebensmittelgeschäft, wo ich als Kind einkaufen war, und rechts ging es zum ‘Kammerlichtspiele’ und ‘Clou’ zur Sandower Straße, geradeaus zur Puschkinpromenade und hinter dem linken Haus zur Klosterstraße. Es ist schön, solche alten Fotos mal wieder zu sehen. Kein Haus von diesen steht mehr. Alles neu gebaut, die Klosterstraße verlief mal anders.“
Hannelore Buder sagt: „Danke für dieses Bild unserer Kindheit. Das Bild hat mir gleich ein Bauchgrummeln verschafft. Das war unsere Freizeit-Kinderoase. Links ist der Laden von Brauer/ Mietke. Diesen haben wir oft aufgesucht, um Kleinigkeiten nachzukaufen wie zum Beispiel schnell zwei Eier, die in einer Spitztüte über die Theke gereicht wurden. Hier gab es alles, was man damals in einem Gemischtwarenladen erwartet hat. Wenn Besuch erwartet wurde, holten wir auch mal einen Kasten Bier mit meinem Bruder von Brauers/Mietke. Die Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße hat heute noch den gleichen Schwung. Nur die rechts abbiegende Klosterstraße ist weiter vorgerückt. Da in jedem Haus auch Kinder wohnten, war unser bevorzugter Spielplatz der Oberkirchplatz mit den Marktbuden und der Oberkirche. Damals war die Straße um diese mit Holz ausgelegt. Meinen Rollersturz auf der Holzstraße werde ich nicht vergessen. Wir wohnten am Ende des Platzes in der Sandower Straße und überblickten so den gesamten Oberkirchplatz.“

Straße
Vergleichsweise trist ist der heutige Blick in die frühere Turnstraße Foto: Leubauer

Einen besonderen Bezug zum Motiv hat Michael Max: „Hier haben wir ja ein feines Foto, den Blick vom Oberkirchplatz in die Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße in Richtung Puschkinpromenade. Links im Bild der ehemalige Lebensmittelladen Brauer. Herr Brauer betrieb dieses Geschäft als Kommissionshandel, das heißt im Auftrage des staatlichen Einzelhandels der DDR, gemeinsam mit seiner Frau. Gern spendierte mir mein Vater eine ‘Schlager Süßtafel’ beim Besuch des Geschäftes. Als Kind war ich mächtig beeindruckt von dem großen 3D Leberfleck, den dieser Kaufmann im Gesicht trug. Bis Mitte der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts war das Objekt im Besitz meines Urgroßvaters, des Fleischermeisters Wilhelm Max.“ Petra May freut sich: „Eine schöne Erinnerung an die Kindheit. Man kaufte beim Kaufmann Brauer ein. Ein kleiner Lebensmittelladen mit Schokolade, Zigaretten, Zigarren und Lebensmitteln. Kaufmann Brauer und seine Frau hatten hellbraune Kittel an, sie eine weiße Schürze. Dann ein Drama: Er verliebte sich in das hübsche und freundliche Lehrmädchen Lore. Heirat, aber das Kindchen lebte nicht lange, es starb nach einem Leitersturz, so sagten die Kunden. Später war wieder ein Kaufmann mit Kittel an Frau Lores Seite. Rechts dahinter gab es eine gute Bäckerei. Alte Frauen schauten gern stundenlang aus den Parterrefenstern. Kino kostenlos.“
Peter Siegel hat eine andere Perspektive: „Am linken Bildrand ist eine kleine Ecke des Gebäudes Oberkirchplatz 5 zu erkennen. In diesem Gebäude wohnte Walter Franzky, langjähriger Küster in der Oberkirche. Sein Name ist in der Oberkirchgemeinde noch vielen bekannt und sein Wirken wurde im Cottbuser Heimatkalender 2022, Seite 109, gewürdigt. Er wohnte bei der Familie Scheetz. Dieser Name dürfte auch einigen Cottbusern bekannt sein. Der Enkel, Tobias Scheetz, ist Organist und hat in der Oberkirche einige Orgelkonzerte gespielt. Übrigens: sein Sohn Ludwig Scheetz ist seit der letzten Wahl 2019 Landtagsabgeordneter des Brandenburger Landtages.“
Dieter Leubauer ist sich „fast sicher, dass wir auf dem Foto in Cottbus vom Oberkirchplatz in die Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße blicken. Links zweigt die Klosterstraße ab, die damals nicht zum Oberkirchplatz führte, sondern etwas weiter nördlich in die Kreuzgasse überging. Das belegt auch ein älterer Stadtplan. Weiter hinten sind Bäume in der Puschkinpromenade zu erkennen. Ein aktuelles Foto zeigt jetzt rechts an der Straßenecke einen Neubau und links ein Parkplatzgelände.“

WeihSilv Sielow 74 75 23
Die Kreuzung zum Oberkirchplatz in den 70er Jahren F. CGA-Archiv

Klaus Reiter aus Cottbus weiß: „Wir schauen in die Friedrich-Ludwig-Jahnstraße, Richtung Puschkinpark. Ganz links, nicht mehr zu sehen, ist die Lateinschule, erbaut 1715 und seit 1937 Heimatmuseum. 1831 machte Leichhardt dort sein Abitur. Rechts daneben ist das Lebensmittelgeschäft Brauer und das Zigarettengeschäft zu sehen. Links geht es in die Klosterstr., sehr beliebt war das ‘Klosterstübl’. Die Straße, die zu sehen ist, (Große Kirchstraße) führte an der Oberkirche vorbei in die Sandower Straße, sie war mit Holzbalken gepflastert! Rechts das Haus war die Tischlerei und Glaserei Kossack. Es wurde abgerissen und die Lücke mit einem Plattenbau gefüllt. Leider wurden die Häuser Anfang der 80er Jahre abgerissen. Ab 1984 entstand dann das Wendische Neubauviertel. Auch Kammerlichtspiele, Clou und Ritterklause gibt es nicht mehr.“
Jürgen Klingmüller bedauert: „Im Zuge der Neugestaltung des Stadtzentrums wurden gerade auch in diesem Areal sehr viele alte und geschichtsträchtige Gebäude abgerissen. Es entstand das sogenannte ‘Wendische Viertel’ – eine mit den zur Verfügung stehenden Platten-Bauelementen, annehmbare Gestaltung.“
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus fasst zusammen: „Er fotografiert in die Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße (bis 1950: Turnstraße) hinein. Hier entstehen später Wohnblöcke in DDR-gewohnter Plattenbauweise. Mitte Juli 1984 wurde der Grundstein für das Wendische Viertel mit seinen Neubauten mit angepasster Fassadengestaltung gelegt. Die ersten Wohnungen wurden 1985 übergeben. Am Gebäude rechts ist die Werbung der Glaserei Kossack zu erkennen.“

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