Brody/Pförten: Seit fast 70 Jahren währt das Bemühen

Das Brühlsche Schloss ist noch Baustelle, aber ein Besuch im Pałac-Restaurant lohnt.

„Hier handelt es sich um Brody/Pförten“, schreibt Gert Richter aus Alt-Deulowitz und empfiehlt sich als Reiseführer dieser Sommertour-Station: „Das Lehngut Pförten erwarb Graf Heinrich von Brühl (*1700) im Jahr 1740 für 160.000 Taler. Der Architekt Knöfel baute es zu einem üppigen Anwesen mit zwei Kavalierhäusern aus. 1758 brannte das Schloss auf Befehl Friedrichs des Großen erstmals aus und wurde geplündert, was zur damaligen Zeit unüblich war; vorausgegangen war aber die Plünderung des Schlosses Charlottenburg durch ein sächsisches Regiment an der Seite der Russen und Österreicher. Von den Fenstern der Westseite des Schlosses in Dłuzek/Dolzig bei Sommerfeld (Geburtshaus der letzten deutschen Kaiserin) soll der Alte Fritz dies beobachtet haben. Die Brühls lebten fortan in den Kavaliershäusern; erst 1858 begann die

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B stimmt – wir stehen vor dem Brühlschen Schloss.

Schlossrenovierung und dauerte bis 1924. Zum Inventar des Schlosses gehörte das Meissener Schwanenservice, in dem Schwäne, Reiher und Krebse mit antiker Mythologie verschmelzen und das aus mehr als 2.200 Teilen bestand. Brühl hatte es 1737-42 modellieren lassen. Besonders prächtige Teile haben die Brühls 1920 als Leihgaben den Dresdener Kunstsammlungen zur Verfügung gestellt, der Rest ist wohl in den Kriegswirren 1945 untergegangen. Brühl war bei August dem Starken Minister, beim Sohn sogar Premierminister. Er fand seine letzte Ruhe in der Stadtkirche in Forst. Er starb nur wenige Tage nach König August III. 1863; Sachsen war Dank seiner Finanzwirtschaft und des verlorenen Siebenjährigen Krieges pleite. Durch Brandstiftung bei der Siegesfeier wurde 1945 das Schloss wieder zur Ruine; Deutsche wollten löschen – wurden von den Russen aber mit Waffengewalt gehindert. Fortitudo und Caritas, die Figuren am Tor zum Schloss, waren seit den 70-er Jahren kopflos, sind durch Spendenaktionen aber wieder hergestellt. Seit 1959/60 gab es hier Sicherungsmaßnahmen und Wiederaufbaubemühungen: 2015 war das Schlossdach neu eingedeckt und die Zwischendecken z. T. wieder eingezogen. Die Kavaliershäuser waren von einem zwischenzeitlichen Schlossbesitzer saniert worden: Im südlichen Haus wird das Hotel und Restaurant ‘Palac’ betrieben, im nördlichen Haus mit der Schlosskapelle gibt es einen Saal für Veranstaltungen. Die fünf farbenprächtigen Mosaike, die einst in der Schlosskapelle/kath. Kirche hingen, sind jetzt in der benachbarten Kirche „Allerheiligen“ zu sehen.
Schlossherr Marciej Jusiel wollte die Sanierung mit 7 Mio. € schaffen. Seit Jahren ruht der Bau aber wieder.
Der Schlosspark wird durch jährliche freiwillige deutsch-polnische Parkseminare unter der Schirmherrschaft des Muskau-Branitzer Parkverbunds entkernt, und die Liebesinsel im verlandeten See ist bereits wieder zu erkennen. Den Aussichtsturm im nur wenige hundert Meter entfernt liegenden Hoch-Jeser kann man (im Forsthaus gleich nebenan für ca. 1 € Karte kaufen) besteigen und bis Guben sehen.“

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Baustelle Schloss Brody: Die Figuren haben wieder Köpfe, es gibt ein Dach und sogar eine Uhr überm Portal.

Ingolf Czerny aus der Albert-Förster-Straße in Cottbus schreibt: „Zunächst einmal vielen Dank für ihre Exkursionen in die Geschichte von Cottbus und der Niederlausitz, die ich immer mit Interesse verfolge. Ich lebe ‘erst’ seit 1986 in Cottbus und kann deshalb mit älteren Bildern nur bedingt etwas anfangen, aber ich interessiere mich dafür und kann auch als ehrenamtlich Tätiger im Spremberger Turm einiges an Stadtgeschichte weitergeben.
Im aktuellen Fall bin ich für das Schloss in Brody/Pförten gleich hinter der Grenze in Forst. Das Schloss ist seit Kriegszerstörung eine Ruine im Rohbauzustand. In den Seitenflügeln ist ein Restaurant und ein Ballsaal. Da ich mich für Schlösser interessiere, war ich schon mehrfach in Brody, habe meinen 50. Geburtstag im Restaurant gefeiert und auch schon eine Führung durch das beschädigte Hauptgebäude mitgemacht. Das Schloss des Grafen Brühl ist das dominierende Bauwerk des Ortes. 1740 kaufte Graf Brühl die Ortschaft und ließ ein Ensemble gestalten, das Schloss, Kirche, Park, Nebengebäude und Teile des Ortes zu einer Einheit zusammenfügt. Rund um das Schloss gab es in den letzten Jahren verschiedene Einsätze engagierter Bürger, um den Park wiederherzustellen. Es wäre schön, wenn eines Tages auch das Hauptgebäude saniert würde.“
Auch Arno Schulz aus Guben kennt „die Schlossruine in Pförten, heute das polnische Brody. Da es trotz der Zerstörungen 1945 (ohne Kampfhandlungen) immer noch ein lohnendes Ausflugsziel ist, kenne ich dieses Objekt recht gut. Die Nebengebäude, die Kavaliers- und Gesindehäuser sind erhalten, teilweise restauriert und als Gaststätte und Hotel genutzt. Der Schlosspark mit dem dazugehörigen See ist teilweise wieder sehr gepflegt und lädt zu einem Spaziergang ein. Auf dem einstigen Lustgarten wandeln noch immer “Edelblüter”, allerdings sind es Pferde, denn der Garten ist heute eine Pferdekoppel. Das Hauptgebäude wartet noch immer auf den Prinzen, der es erlöst (und das Geld dazu hat). Bei der Einnahme der Stadt durch die Rote Armee war das Schloss samt Nebengebäuden unbeschädigt, aber nach Plünderungen ging es in Flammen auf, wie mir ein Zeitzeuge berichtete.“
Auch Manfred Gnida aus Spremberg und andere schrieben Wissenswertes. Danke, aber der Platz reicht auch diesmal nicht.

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