Spremberg. Die Verwaltung mit Einsatzleitung des Kraftverkehrs Schwarze Pumpe im Schäfereiweg

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Startpunkt für Busse und Volvos in den Westen / Kraftverkehr-Zentrale mit über 330 Bussen und ebenso Lkw, Kräne, Taxis, Fahrschulen
Für Manfred Muche war unser letztes Rätselbild eine besondere Überraschung. Er erzählte am Telefon: „Auf dem Rätselbild ist das Verwaltungsgebäude des Kraftverkehrs Schwarze Pumpe im Schäfereiweg zu sehen. Davor, in dem Rundbau, war die Einsatzleitung.
Der Busfahrer bin ich, das war mein Bus. Es war der einzige mit dieser besonders schönen Lackierung. Er war gelb mit grünen Streifen. Damals war ich noch blut-jung. Heute bin ich immer noch Kraftfahrer, beim Neißeverkehr.
Ich kann mich an das Bild noch gut erinnern, es war im Sommer 1987 oder 88. Es gab keinen Anlass für das Foto.
In dem halbrunden Vorbau befanden sich neben der Einsatzleitung auch noch die drei Meisterbereiche (Büros der Meister) für die Busse und drei Meisterbereiche für die Lkw. Die Werkstätten selbst, die für Busse und Lkw geteilt waren, sind nicht zu sehen, die befanden sich auf dem Hof. Weiter befanden sich dort eine Waschhalle, eine Kantine und auch eine Tankstelle.
Damals gab es natürlich viel mehr Busse als heute. Reisebusse, die normalen und diese Stadtverkehrbusse. Alles Ikarus-Busse.
Mein Bus gehörte zu den größten Bussen. Da passten rund 100 Gäste rein, manchmal waren es doch mehr. Und diese Touren sind wir gefahren: Cottbus-Görlitz, Spremberg-Hoyerswerda, Spremberg-Döbern, Spremberg-Boxberg. Und dann die ‘Z1’ Spremberg-Dresden-Cottbus-Dresden-Spremberg. Das war eine ganze Schicht. Neben den Überlandfahrten gehörten auch die Stadtfahrten zum Leistungsumfang.“
Antje Bärwinkel verbindet mit dem Kraftverkehr Schwarze Pumpe ebenfall perönliche Erlebnisse. Wie sie uns schreibt, hat sie dort ein paar Jahre mit vielen netten Kollegen gearbeitet.
Weitere Details schildert Hanns-Ulrich Polske: „Der Standort Schwarze Pumpe war erst Güterkraftverkehr, bis er im Zuge der Großbetriebsbildung 1971 zusammengelegt wurde mit dem Kraftverkehr Schwarze Pumpe. Es waren reichlich 1.500 Beschäftigte mit den Zweigbetrieben Weißwasser und Hoyeswerda. Hier wurden Busse, Lkw, Taxis, Fahrschulen, Kran- und Schwerlastverkehr geleitet und gewartet. Der Kraftverkehr war auch Hauptauftragnehmer für das Kombinat – sowohl für Lasten als auch für den Transport der Menschen. Wir hatten 330 Busse in den drei Betrieben, die Zahl der Lkw auch in dieser Größenordnung.
Von Schwarze Pumpe aus wurden auch mit Volvos Waren in den Westen gefahren. Es gab wohl oft Theater bei der Abrechnung, weil ein kleiner Teil des Lohnes der Volvo-Fahrer in Westgeld ausgezahlt wurde, um Spesen decken zu können. Das waren natürlich sehr ausgesuchte Fahrer. Die Volvos waren topmoderne Maschinen, sowas gab’s in der DDR sonst nicht.
Ich war im Zuge der Großbetriebsbildung zwei Jahre in der Technik in Schwarze Pumpe, danach wieder in Hoyerswerda und nach der Wende technischer Leiter in Hoyerswerda in einem Nachfolgebetrieb.“
Dieter Herrmann ergänzt: „In den Kellerräumen des Anbaus befanden sich nach Gründung der Kraftverkehrs-Betriebsakademie deren Schulungsräume. Es wurde in den Fachrichtungen ‘Ökonomie des Kraftverkehrs’ und Kfz-Instandsetzung unterrichtet. In Folge wurde diese Einrichtung in das Schulungsobjekt Heinrichsfelder Allee verlegt. Vor der Gründung des Betriebshofes in Schwarze Pumpe hatte die KOM-Flotte auf dem dortigen Hof ihren Standort.
Zur KOM-Flotte gehörten Marken wie Ikarus, Skoda, H6, sowie Tatra Doppelstock und Robur Lo. Die Fahrt mit dem Gelenkbus war oft ein sonderbares Erlebnis, mussten doch sehr häufig die Fahrgäste wegen Überfüllung Stehplätze im Bereich des Gelenkteils einnehmen, was eigentlich untersagt, aber oft nicht zu vermeiden, war.“
Manfred Gnida schreibt: „Ein Bild, das mich an mein etwa 40jähriges Berufsleben in diesem Betrieb erinnert. Schwarze Pumpe war einst einer der modernsten Autohöfe in der DDR. Im Vordergrund ein damals moderner Gelenkomnibus Ikarus 280. 03 mit 53 Sitz- und 63 Stehplätzen im Betriebshof. Neben dem Rundbau befand sich ein kleiner Park und blickt man über das Dach, erkennt man die Schornsteine des Kombinates in Schwarze Pumpe.
Der VEB Kraftverkehr Spremberg wurde am 1. Dezember 1952 mit einer Kapazität von 4 Lkw und 3 KOM sowie drei Kraftfahrern gegründet. An den ehemaligen Kohlebahnhof in Spremberg werden sich noch einige erinnern, wo eine Zeitlang der Kraftverkehr Hoyerswerda angesiedelt war und später mit seinen Bussen auf den Autohof nach Schwarze Pumpe ging. Der Güterverkehr nutzte für seine Erfordernisse damals den Westbahnhof. Am 1. Januar 1957 erfolgte eine Spezialisierung und so wurde im Kraftverkehr der Güterverkehr zum VEB Kraftverkehr Hoyerswerda angeschlossen. Im Mai 1958 erfolgte im Schäfereiweg in Schwarze Pumpe die Grundsteinlegung zum Bau des im Bild ersichtlichen Betriebsteils, dem VEB Kraftverkehr Schwarze Pumpe. Durch erhöhte Anforderungen wurde eine Konzentration der Kapazitäten erforderlich. In Folge entstand der Großbetrieb, der VEB Kraftverkehr Schwarze Pumpe mit seinen Zweigbetrieben in Hoyerswerda und Weißwasser. Nach der Wende wurde der Betriebshof modernisiert und verkleinert, es folgte nur noch Personenverkehr. Der Betriebsteil ist heute unter der Regie von Neißeverkehr.“