Spremberg: Totenschenke ist zu sehen

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Vom Georgenberg zur Georgenstraße geht der Blick

Foto zeigt Spremberger Fabrikgebäude im Dornröschenschlaf
Manfred Gnida schreibt: „Bei einem Rundgang vom Höhenzug des Georgenberges konnte und kann man teilweise heute auch noch wunderschöne Bli-cke auf die Altstadt machen. Im Bild richtet sich der Blick vom heutigen Stadtpark auf markante Gebäude in der Georgenstraße, die im Vordergrund gut erkennbar ist. Gleich hinter der Forster Brücke, welche die Kleine Spree überspannt und in dessen Nähe sich einst auch das nördliche Stadttor befand, führte der Weg in nördlicher und östlicher Richtung aus der Stadt hinaus. Die linke Villa auf dem Foto wurde einst vom Spremberger Baumeister Richard Mittag erbaut und und war eine beliebte Wohnanlage.
Die Gärtnerei Zeiske, deren Gartenanlage in der Wiesengasse war, betrieb darin ein ­Lederwarengeschäft. In der Nachkriegszeit war das Textilgeschäft von Frau Zech darin. Anfang der 90er-Jahre zog in diese Villa das Seniorenbüro und die Sozialstation der Volkssolidarität. Nach Umbauarbeiten, die  Ende 1998 abgeschlossen wurden, entstanden darin unter anderem behindertengerechte Wohnungen sowie Büros.
Ab dem 1. Juli 1999 entstand im Erdgeschoss ein Kontakt-Café mit etwa 45 Plätzen mit Theke und Tanzfläche. Das Café ist ein gern besuchter Treff und Ort unterschiedlicher Feierlichkeiten. Ein kleines Haus in der Mitte dieser Villa und der Fabrikanlage liegend, verbindet eine eigene Geschichte. Es ist eine Gaststätte, die damals vom Wirt Wilhelm Kischza betrieben wurde. Namen wie Frau Krüger und in letzter Zeit Martha
Curth machten die ‘Georgenberg-Quelle’, die im Volksmund ‘Totenschänke’ hieß, bekannt. Eine Episode, habe ich einmal gelesen, als es in der Nachkriegszeit in dieser Gaststätte bei Frau  Krüger ein Festessen mit Grützwurst und Sauerkraut gab. Vorher mussten aber noch Kartoffeln, Holz und Kohle geliefert werden. Zu dem Essen gab es einen 65-prozentigen Likör, welcher aus Pfefferminzessenz bestand und wahrscheinlich vom Drogisten Kurt Polske gefertigt wurde.
Der Name ‘Totenschänke’ entstammt noch aus der Zeit, als Begräbnisse auf dem Georgenbergfriedhof stattfanden und die Trauergäste im Anschluss hier einkehrten. Heute steht dieses Lokal nicht mehr. An diesem Ort befindet sich ein Neubau mit Büros und dem griechischen Restaurant ‘Hellas’. Das sich hier anschließende Fabrikgebäude liegt nun seit vielen Jahren im Dornröschenschlaf und wartet auf eine hoffentlich gute Erwachung.
Damals im Jahr 1890 eröffnete der Tuchfabrikant Wissinger hier diese Fabrik. Es folgten Modernisierungsarbeiten und Erweiterungsbauten sowie Besitzerwechsel. So wurde der Betrieb von 1910 bis 1935 vom jüdischen Fabrikanten Ludwig Levy übernommen und nach dessen Emigration 1935 von Carl Müller geführt. Als Spremberger Textilwerke II ist es aus der jüngsten Zeit bekannt und ehemalige Beschäftigte werden mit Wehmut zurückblicken und in Erinnerung schweben.“
Helga Reichstein schreibt: „ Der große Schornstein im Hintergrund könnte der von Textil Carl Müller sein.“
Ein gerahmtes Foto gewonnen hat Helga Reichstein.
Herzlichen Glückwunsch!