Aufrappeln zum Wählen

K_kommentar_wpBeinahe zwei Drittel der Kreistagswähler haben die beiden Volksparteien CDU und SPD auf sich vereinigen können. In den vergangenen sechs Jahren hat sich demnach nicht viel am Wahlverhalten der Seenlandbewohner verändert. Mit 4,3 Prozent weniger Wählerstimmen gehört die Partei „Die Linke“ hier zu den Wahlverlierern. Zu den Wahlverlierern gehört aber auch abermals die Demokratie. Nur 46 343 Wähler im Kreis rappelten sich zum Urnengang auf. Noch deutlich mehr blieben den Wahllokalen fern. Mit 46 Prozent machte nicht einmal jeder Zweite von seinem Wahlrecht gebrauch. Mit Folgen. Denn die Nationalsozialistische Partei Deutschlands (NPD) hat es so besonders leicht gehabt, in den Kreistag zu ziehen. Gleich zwei Sitze werden künftig durch die NPD besetzt sein. Zwei zu viel. Dennoch braucht trotz des NPD Wahlkampfslogans „Lautstark für den Kreistag“ kein Abgeordneter sich zwangsweise Ohrenschutz besorgen. Die zwei NPD-Abgeordneten im Landkreis-Spree-Neiße beweisen bei jeder Kreistagsitzung der vergangenen Jahre wie aus „lautstark“ im Wahlkampf ein „mucksmäuschenstill“ bei den politischen Sitzungen werden kann. Der Beobachter muss schon in die letzte Reihe schauen, um sie wahrzunehmen. Kein mucksmäuschenleises sondern ein ganz lautes Dankeschön muss an all jene adressiert werden, die sich als Wahlhelfer im Dschungel der Wahlzettel zurechtgefunden haben. Vom Ortsbeirat bis zum Kreistagsabgeordneten waren die Kreuze zu zählen: eine Mammutaufgabe. Bis oft spät in die sonntägliche Nacht musste gezählt werden. Diese Entbehrung zeigt: Es gibt noch jene, die sich für die Demokratie aufrappeln. von Mathias Klinkmüller