Brandenburg wählt allein

H_kommentar_wpPolizei, Schule, Flughafenpolitik – das waren die Themen eines im Ganzen müden Wahlkampfes, den gegen Ende die eurokritische AfD noch etwas aufmischte. Sie könnte mit berechtigter Warnung vor russlandfeindlicher Polemik ähnlich hohe Prozentanteile wie eben in Sachsen eintreiben, auch und besonders unter jungen Wählern. Erstmals können Brandenburger ab 16 wählen – 38 300 unter 18 sind das immerhin. Während da und dort Ideen zur Verwaltungsreform aufflackerten (die aber niemand beabsichtigt), kam ein für Brandenburg existenzielles Thema gar nicht zur Sprache: Der Zusammenschluss von Berlin und Brandenburg. Der Forster Dietmar Woidke hat es entschlossen an die Seite geschoben, weil er ganz und gar nicht fähig ist zu einem Hauptstadt-Dialog. Er und der Regierende Wowereit sind in derselben Partei, aber sie mögen sich nicht. Ein skandalöser Zustand, denn wenigstens die Zusammenarbeit mit Berlin wird besonders für die ferne Provinz, wie etwa unsere Lausitz, immer überlebenswichtiger. Die gescheiterte Fusion hält der damals in Brandenburg regierende Stolpe bis heute für seine gröbste Niederlage: Die sturen Brandenburger und die hochnäsigen Berliner wollen nicht miteinander, schimpft er. Es hat sich deutlich verschlechtert, das Miteinander der Hauptstadtregion, das bei einer Fusion Signale gegen das ganze föderal-deutsche Klein-Klein setzen könnte. Selbst von den einheitlichen Abitur-Aufgaben sind die Bär und Adler Kontrahenten wieder abgekommen. Kein Wunder, dass bis heute das zweite Gleis, das zwischen Vetschau und Cottbus einst für Reparationen abgebaut wurde, 60 Jahre nach dem Krieg noch nicht wieder da ist. Von Jürgen Heinrich.