Viele Bitten, wenig Druck
Kommentare | Von CGA Verlag | 31. März 2012Fünfmal „bitte“. Die „Resolution“ der Stadtverordneten an die Landesregierung zur Hochschul- und Uni-Zukunft ist ein kläglicher Bettelbrief. Ein hilfloses Winseln, das sich aus der ausweglosen Abhängigkeit von Förderbescheiden erklärt. Cottbus braucht Geld für den Bahnhofsvorplatz, das Stadthaus und vielleicht gar noch ein Stadtmuseum. Da lässt sich schlecht mit der Faust auf den Tisch hauen angesichts himmelschreienden Kunst-Pfuschs, den eine parteilose Ministerin mit unbeschreiblicher Arroganz über die Provinz schüttet. Dieser hoch gebildeten Frau fehlt es an Takt und Gefühl fürs politische Handwerk. Sollte Platzeck sie deshalb so überraschend engagiert haben, weil sie fürs Grobe eine Idealbesetzung darstellt? Mit jedem ihrer Auftritte brüskiert sie universitäre, kunstbeflissene oder auch parlamentarische Auditorien.
Sie kann es sich im brandenburgischen Süden leisten, denn Ministerin Kunst steht schwachen lokalen Spitzen gegenüber. Senftenberg und Cottbus raufen sich, streben in gegensätzliche Richtungen. Politischer Wille ist nicht zu erkennen, höchstens gekränkte Eitelkeit: Bitte, liebes rot-rotes Potsdam, nimm uns die alma mater nicht weg. Und vor allem nicht auf so farblose Weise…
Das Gutachten, das dem Standort klare Chancen aufgezeigt hat, ging vor allem mit der BTU nicht zart um. Aber die Analyse war produktiv, die Botschaft klar: Nach zwei Jahrzehnten Probelauf soll jetzt mit geschärftem Profil der heiße Start erfolgen. So war der Befund.
Frau Kunst sieht das anders. Sie will von vorn anfangen. Sie glaubt an nichts von Bedeutung in dieser bettligen Provinz. Es wäre nützlich, ihr mit klarer Ansage zu begegnen. Fundiert fordernd, nicht unterwürfig. Jürgen Heinrich