Ein klares Foul hat die deutsche Seele in den letzten Tagen in Aufruhr gebracht. Ein Strafstoßverdacht, den der Schiedsrichter so nicht bewertet hat. Auch hier in der Lausitz war die Empörung weit verbreitet. Vom ansehnlichen Spiel der Mannschaft blieb nur noch beiläufig die Rede. Schade. Aber das ist nur Fußball. Das weit größere Foul dieses Sommers liefert Kanzler Scholz vom Nato-Jubiläumsgipfel. Selbst seine engsten Mitspieler geben sich verstört. Erstmals seit dem Ende des Kalten Krieges bestellt ein deutscher Staatschef wieder Langstreckenraketen für Deutschland, die auf Russland gerichtet sind. Zunächst bleiben es „im Durchlauf“ nur USA-Raketen. Aber Rüstungsminister Pistorius versteht sie als herausfordernde Muster fürs eigene Arsenal. Unverhohlen spricht er von einem „Auftrag für Deutschland“, genau solche Waffen „endlich“ selbst zu entwickeln, zu stationieren. Auch einzusetzen? „Diese temporäre Stationierung ab nächstes Jahr wird uns genau die Zeit geben, die wir dafür brauchen”, lässt sich Pistorius zitieren. Wofür? Er will eine „Fähigkeitslücke“ schließen. Das Arsenal verharmlosender Begriffe aus Teufels Küche nimmt in Deutschlands politischer Führung beängstigend zu. Vermutlich haben Scholz und Co. auf dem Jubiläumsgipfel dem amerikanischen Greis gemeldet, dass die konzertierte Aktion der Angstmache vor russischer Gefahr im Herzen Europas (wieder einmal) gefruchtet habe und sich für die USA-Vorlage aus der Ukraine bedankt. Nein, dies wird kein guter politischer Sommer und für Ostdeutschland mit seinen drei Landtagswahlen ohnehin ein unruhiger Herbst. Vom ansehnlichen Spiel früherer Mannschaften ist kaum noch die Rede. Sie hatten doch diesen Teil der Erde befriedet und die USA ihre Fouls im Nahen Osten und anderswo auffliegen lassen. Es bleibt abzuwarten, ob die deutsche Seele in Aufruhr gerät gegen Langstreckenraketen vor der eigenen Haustür. Kurzkommentare klangen eindeutig: Das ist der Gipfel! J.H.