Mit Sonne ab Mittag hat sich der Februar sympathisch eingeführt. Aber der politische Himmel bleibt wolkenverhangen. Wirtschaftsbezogene Proteste auf allen Straßen, unangemessene Streiks im Nah-, Fern- und Flugverkehr, anhaltend viel zu hohe Preise bei Grund-Lebensmitteln und einfacher Apothekenware, dramatische Kostenexplosionen im Pflegebereich, beängstigende Defizite im Schulalltag überschatten die Millionen-Gaben da und dort, mit denen sich der Staat in das Strukturstolpern der Lausitz einkaufen will. Über manches, das hat letzten Freitag die Mittelstandsdemonstration in Cottbus in aller Schärfe gezeigt, ließe sich ja noch reden – aber nicht über Kriegsspiele und Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, auch nicht in die Ukraine. Dafür gibt es hier keine Mehrheit. Und das hat Gründe.
Reifere ostdeutsche Biografien sind vom Friedenskampf ohne Waffen geprägt. Sie klammerten alle Hoffnungen an Verhandlungen und riskierten, wenn sie der Kirche nahe standen, sogar Repressalien für ihre Forderung „Frieden schaffen ohne Waffen“. Damit wurde bis zum westlichen Wortbruch viel erreicht. Die „Russen“ gingen vereinbarungsgemäß heimwärts, aber der westdeutsch sozialisierte Politiker-Nachwuchs, geprägt von Russen-Phobie, verspielte nachfolgend alles, was den Frieden dauerhafter machen sollte: Handel zu aller Vorteil, Diplomatie auf Augenhöhe, Achtung anderen Denkens und fremder Kultur. Und weil jedwede Position von Wichtigkeit (bis auf geringste Ausnahmen) in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und sogar Kultur im Abschlussgebiet derart westlich bepflanzt wurde, kümmerte nach und nach die pazifistische Energie des Ostens. Der eine oder andere träumte wenigstens von mittlerer Karriere und verhielt sich – wie früher eingeübt – angepasst. Es schwelte im Land. Die Februar-Sonne kann über das Gewölk am politischen Himmel nicht hinwegtrösten. Hier im Osten und gerade in der Lausitz wirken aktuell zwei Welten unversöhnlich – wie letzten Freitag auf dem Altmarkt. J.H.

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