Sie wissen immer alles, die Klugen und die Weisen. Sie haben Recht, schon bevor sie formulieren, was sie sagen wollten, auch wenn sie oft nicht wirklich etwas zu sagen haben. Die Klugen sind die von der SPD und die Weisen die von der CDU. Oder auch umgekehrt. Und manchmal tönen sie hier im Osten auch zu dritt, dann noch mit den Linken. Klug, weise und oberschlau – und
vor allem eintönig. Jeder sagt seit Jahren mit geringfügigen Nuancen genau dasselbe, und so nicken die Menschen schon bei den Vorreden ein. Zu Wahlen gehen sie lieber nicht. Sie erledigen das notwendige Übel bestenfalls per Post.
Knappe 50 Prozent stimmten zur hiesigen Landtagswahl ab, die Hälfte am heimischen Küchentisch. Aber auch sie, die Wähler, müssen sich jetzt gemeinsam mit den Nichtwählern die Standpauken anhören. Dem Volk fehle es am Verständnis für Demokratie, heißt es.
Den Klugen und den Weisen fehlt es an nichts. Außer vielleicht an Toleranz. Dass Alternative etwas ganz anderes versuchen, empört sie: Die legen populistisch bunte (gar Rechte?) Sachen in ihre Fenster, und zwölf Prozent der Leute, mancherorts viel mehr, rennen auch noch rein in diesen Laden! Wer weiß, was die dort in grellen Hinterzimmern erwartet.
Nein, Demokratie gehört in Schranken, die von den Klugen und den Weisen und den Oberschlauen festgelegt sind. Die schließen und gründen Universitäten nach Gefallen, machen Kirchen zu Synagogen und kassieren für Kanäle, die deren Großväter gruben. Das verstehen vielleicht nur Minderheiten. Aber so geht Demokratie der Klugen und Weisen eben. Hübsch grau in Brandenburg. Jedenfalls zu knapp 50 Prozent.
Sie erreichen den Autor: j.heinrich@cga-verlag.de
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