Geteilte Zeit tickt doppelt

kommentar_m_klinkmuellerDie Moral von der Geschichte: Der eine will der andere nicht! So lautete das Fazit eines Sketches bei der Auszeichnungsveranstaltung der Spremberger Freiwilligen. Ilse wollte in dem Sketch ihren Mann dazu bewegen, sich vom Sessel zu erheben, um Freiwilligenarbeit zu leisten. Am Ende war es Ilse, die den Kröten über die Straße half, während ihr Hermann im Sessel sitzen blieb. Die Kröte, das einer will und der andere nicht, ist eine, die geschluckt werden muss. Freiwilligenarbeit sollte nie auf einem Ich – muss – das – tun – Engagement fußen. Wer nicht will, der soll nicht sollen. Wohl kaum jemand der Hilfe benötigt, möchte neben sich einen Menschen wissen, der in der Freiwilligenarbeit nur eine Verpflichtung sieht. An seiner Seite will doch jeder einen Menschen haben, der ein Freund sein kann, der einen zum Lachen bringen kann, der gerne zuhört – kurz: einen der sich engagiert weil er will, einen der seine Zeit für so wertvoll hält, dass er sie mit anderen Menschen teilen möchte. Zeit ist die Währung, die an Wert nie verlieren wird. Sie ist begrenzt und kostbar. Nur wer Freiwilligenarbeit nicht als Opfer von Zeit, sondern als gut genutzte Zeit versteht, wird über Jahre hinweg sich liebevoll um andere kümmern können. Dieses Verständnis von Zeit zu ehren – so viel Zeit muss sein! Und wer sich etwas Zeit nimmt, um sich ein paar Sekunden über den Nutzen seiner Zeit Gedanken zu machen, wird vielleicht auch auf den Gedanken kommen, dass vom Sofa nicht zwangsläufig Abschied genommen werden muss. Nämlich dann, wenn man im Altersheim oder wo auch immer sich ein neues Sofa sucht, um dort einem Menschen die Einsamkeit zu nehmen.