Und Aschermittwoch… – war längst nicht alles vorbei. Niemals in der Lausitz. Denn Karneval ist das ganze Jahr. „Wir leben für den Karneval und brauchen die Gemeinschaft“, pflegt der ranghöchste unter den hiesigen Jecken, KVL-Präsident Matthias Schulze, gern zu sagen.
Wie Recht er hat. Welche Kraft, welch kreatives Potenzial in diesem Großaufmarsch der „Fröhlichen Leute“ steckt! Einfach phantastisch. Wenn es denn so sein soll, dass am Aschermittwoch (vorläufig) „alles vorbei“ sei, dann bleibt nur kurz Zeit zum Atemholen, um dann, noch unter dem Eindruck dieser lebensfrohen Straßenbilder und der Abendshow des „Steppenden Adlers“ (zum 25. Male schon!), den Dialog mit der Politik fortzusetzen. Die zweifelt in Brandenburg noch am Status „Kulturgut“ für Karneval – an Kultur, die sich in ernster Lage befindet. Nur mit übermäßigem Ehrenamts-Aufwand und finanziellem Großmut einiger Sponsoren war es noch möglich, den Cottbus Aufmarsch abzusichern. Unternehmen, die das einst wirtschaftlich gut gestalten konnten, hat das Virus von der Strecke getrieben. In den meisten der 43 Vereine, die unterm Dach des Lausitz-Verbandes semiprofessionell karnevalistisch unterwegs sind, laufen außerordentliche Anstrengungen, den Bestand zu halten. Zu viele Veranstaltungen, die für die Finanzierung des aufwändigen Narrentheaters sorgen, mussten ausfallen, mancherorts, auch in Cottbus, fehlen bezahlbare Säle für solchen Trubel, und explodierende Kosten lassen ohne Förderhilfe so manchen Showtraum platzen.
Ja, Karneval ist in der Lausitz eine identitätsstiftende Gattung mit langer Tradition. Nächsten Februar ist es 150 Jahre her, dass in den Cottbuser „Goldenen Ring“ zum ersten Tanzball geladen wurde. Kurz davor hatte sich hier die erste Karnevals-Gesellschaft gegründet. In Muskau, Wittichenau, Finsterwalde und anderswo gab es immer Umzüge oder mindestens große Bälle. Wo der Adler steppt, das darf jeder glauben, war und ist viel Lust an gutem Leben. J.H.
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