Er hat zugepackt, hat den Mantel der Geschichte festgehalten. Nun ist er tot. Helmut Kohl, Kanzler der Einheit und des vereinten Europa. Er hat das Leben auch in unserer schönen Lausitz gravierender verändert als irgendjemand sonst.
Und er war hier. Nachdem er seinen Zehn-Punkte-Plan, von ihm selbst und seiner Frau Hannelore ohne Umwege über Gremien verfasst, in Dresden verkündet hatte, versuchten Gegner und Gestrige seinem Wort von den „blühenden Landschaften“ alle Kraft zu nehmen. Vergeblich. Die Landschaften blühen. Helmut Kohl hatte in Gesprächen mit den Großen und auch in Dialogen und Debatten vor Ort dafür gesorgt. Er ertrug an der Cottbuser Oberkirche gelassen die linken Pfiffe, für die er Verständnis hatte, er war in Jänschwalde zum Ende der drei großen Schornsteine, und er stieg ohne Protokoll in so manchem östlichen Landgasthof ab.
Die Lausitz bereitete ihm wiederholt einen „großen Bahnhof“ und sollte das bleibend tun. „Helmut Kohl“ als Straßenname in unseren Städten wäre ein Zeichen, das uns selbst würdigt. Denn wir haben für die Einheit viel geleistet, und Kohl wurde nie müde, das zu würdigen.
Gast beim Cottbuser „PolitPiano“ war er nie. Er hat das bedauert und auf die Einladung erwidert: „Entschuldigen Sie, dass ich mich nicht handschriftlich bedanke, wie sich das gehört; mein Arm liegt in Gips.“
Wie sich das gehört! Ein typisches Kohl-Wort. Cottbus könnte ihm – wie sich das gehört – den neuen, noch namenlosen Bahnhofsvorplatz widmen. Er, Willy Brandt und Dietrich Genscher haben mit der Einheit unserem Reisen die Freiheit gegeben. Hat er nicht allein dafür den dauernden „großen Bahnhof“ verdient?
Sie erreichen den Autor: j.heinrich@cga-verlag.de
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