Die Geschichte von den „blühenden Landschaften“ kennen alle. Kohl hatte die einst versprochen und sie sind, unter mehr Schmerzen als erwartet, auch gekommen. Unbestritten. Aber diese damalige Ankündigung „vom hohen Ross“ eines Spitzenpolitikers behielt immer einen üblen Beigeschmack. Und so wie das im Großen war und teilweise blieb, trägt es sich seit geraumer Zeit auch in Cottbus zu, nun leider auch mit der Stimme von OB Tobias Schick. „Hauptstadt des Wandels, wie wir unsere Boomtown auch gern nennen“. floskelte er vor Ostern im Stadtparlament, und da waren dann die „blühenden Landschaften“ schon gar nicht mehr fern. Solche Geschichten sind aber nicht sehr beliebt beim emanzipierten Publikum. Wenn ein Rocker mal ein freches Lied darüber singt – okay. Aber an den Anfang ernsthaften Gedankenaustauschs gehört solches Gedöns auf keinen Fall. Wer mag denn ernsthaft behaupten, dass Cottbus schneller voranschreitet als viele andere Städte und Regionen im Land oder gar im Ausland? Ja, Cottbus brach tiefer ein nach 1995, als der Rausch der Blüten, zu dem sich alle Größen hier einfanden, auch der verdienstvolle Kohl, und sich den Beifall abholten für die Begeisterung, die sie entfacht hatten. verebbte. Jetzt, wieder fast 30 Jahre später, setzen Cottbus und die Niederlausitz gerade einmal an, den Einbruch aufzuarbeiten. Darüber ist mit den Bürgern zu reden und über Projekte, die Herzen höher schlagen lassen und Begeisterung entflammen, das alte Wir-Gefühl, das heute nur noch in der Kern-Anhängerschaft des legendären städtischen Fußballvereins glimmt. Warum baut Cottbus eigentlich nicht mitten in die Stadt ein richtiges Stadion, wie das weltweit, besonders in Südeuropa, funktioniert, statt am alten rumzureparieren? Warum wagt Cottbus nicht mal was Eigenständiges, statt jahraus, jahrein durch sogenannte Fördertöpfe zu hüpfen? Oder statt Leute stur und uneinsichtig zu nennen, die sich an selbstgebaute Garagen und Gartenlauben klammern. Also: runter vom hohen Ross, bitte. J.H.
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