Ja, einige Menschen in Cottbus erinnern sich an den schrecklichen 15. Februar 1945. Viele Lausitzer (siehe auch Seite 2) leben, inzwischen 80 Jahre oder älter, mit dem Trauma der Vertreibung, etwas jüngere kennen die Bilder des Mangels. Doch immer mehr Leute wollen von alledem nichts wissen. Die Bundeskanzlerin hat jedoch letzte Woche einen Satz gesagt, der betroffen macht: „Der Friede ist fragiler, als wir uns am Ende des Kalten Krieges erhofft hatten.“
Fragil – das heißt zerbrechlich, empfindlich, hinfällig gar. Alles andere jedenfalls als sicher, als unerschütterlich und gerade recht für einen Rummel der Gedankenlosigkeit.
Die Generation, die im Westen mit Ostermärschen mahnte, ist ausgedünnt. Wer in der DDR aufwuchs, den hat der Begriff Frieden vom Aufstehen bis zum Zubettgehen begleitet. Vom bewaffneten Frieden war die Rede im Land der Fronten. Den Jungpionieren von einst („Für Frieden und Völkerfreundschaft – seid bereit!“) machen jetzt amerikanische Panzer auf Lausitzer Bahngleisen und deutsche Kampftechnik an der russisch-polnischen Grenze Angst. Hat deutsche und nachbarliche Europa-Politik diesen Frieden derart fragil gemacht?
Der israelische Historiker Noah Harari schrieb in seiner „Geschichte der Menschheit“, dass alle Ordnungen, die sich Menschen je schufen, fragil, also irgendwann hinfällig sind. Auch Demokratien. Im Gegensatz zu Naturgesetzten, etwa der Schwerkraft, sind es erfundene und sich abnutzende Ordnungen, die auf Mythen beruhen.
Kann der Friede, der zerbrechliche, sich heute an multimediale und technische Grenzenlosigkeit klammern? Oder hilft es vielleicht doch, sich leise, empfindsam jener Tage um den 15. Februar ‘45 läuternd zu erinnern?
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