Dass Maja Wallstein mit dem Wägelchen durch ihren Niederlausitzer Wahlkreis von Haus zu Haus zog, um in Gesprächen für ihren Einzug in den Bundestag zu werben, hatte viel innere Logik. Es funktionierte auch, und sie weiß wohl eine Menge mehr über heimatliche Befindlichkeiten, als vor dieser Aktion. In Forst klappte so eine Tingel-Tour auch schon mal bei einer Bürgermeisterwahl. Der junge Mann überraschte damals alle Profis mit satter Mehrheit. Aber kann man in Deutschland auf derart leutselige Art auch Bundeskanzler werden?

Der Grüne Habeck glaubt ja. Und sein Küchentisch-Test bei Isabell, einer Kindergärtnerin, bestätigte ihn darin. Er wisse jetzt, dass deren Arbeit so anstrengend ist, wie für ihn daheim ein Kindergeburtstag, wenn viel Besuch kommt. Nun, da ihm Isabell gesagt hat. dass für 20 Kinder nur eine Erzieherin da ist, will er die Superreichen anzapfen und mehr Geld für Bildung bereitstellen. So läuft die Charmeoffensive des offiziellen Kanzlerkandidaten der Grünen. Noch bis Weihnachten will er sich an Küchentische einladen lassen, um die Welt zu verstehen. Natürlich geht das nicht ganz so privat, wie es bei You Tube ausschaut – das muss schon ein wenig gebrieft und von einem Kamerateam in Szene gesetzt werden. Vereinfacht und etwas vulgär ausgedrückt geht es darum, Wähler an deutschen Küchentischen zu verscheißern.

Nun ist Robert (er bietet Isabell gleich beim Handschlag an der Tür das vertrauliche Du an) ja nicht der Neuling im Geschäft, sondern seit drei Jahren Deutschland Wirtschaftsminister. Wie er da nun in engen Küchen (und vielleicht auch mal in einer Lausitzer?) daherschwatzt, wird nichts anderes deutlich, als das derzeit belämmerte Niveau deutschen Regierens. Die Wirtschaft, auch die mittelständische lokale, kratzt am Existenz-Rand, wenn nicht schon Insolvenz-Papiere ausgefüllt sind. Der Rahmen, den ihr die Politik zum Handeln bietet, nimmt alle Luft. Das lässt sich nicht an Küchentischen, sondern allenfalls noch offen auf Marktplätzen ändern. J.H.

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