Kommentar: Oster-Botschaft

Die Wahlplakate sind noch nicht alle verschwunden. Wenn das per KI möglich wäre, müsste in einige der plakatierten Gesichter schon die Schamröte treten. Niemand hat erwartet, dass Wahlsieger ausnahmsweise noch wissen, was sie vor zwei Wochen sagten, doch diesmal kommen die Hiobsbotschaften besonders krass daher. Statt des Versprechens, für Frieden zu sorgen, werden hemmungslos alle zuvor als nötig deklarieren Schuldenbremsen gelöst. Die Bauwirtschaft soll statt bezahlbarer Wohnungen Kasernen für Wehrpflichtige errichten, und das alles möge, so sind sich CDU- und SPD-Regierungsanwärter einig, der alte Bundestag noch schnell per Grundgesetzänderung ermöglichen. Unglaublich!

Übrigens: Schuld an allem Desaster sind die Amerikaner. Sie sind es leid, sich von den Europäern abzocken zu lassen, sagt Trump, und überdies haben die Yankees mit ihrem brachialen Vorgehen während der Geflügelpest nun auch noch für europäische Eierknappheit vor Ostern gesorgt. Es scheint transatlantisch auch rein gar nichts mehr zu funktionieren. Und nun, da sich ganz Europa (außer Ungarn) so schön auf’s Kämpfen in der Ukraine eingestellt hat, macht Trump dort auch noch Frieden!

Die Lausitzer Sonne dämpfte den Unmut etwas in dieser Woche. In Parks und Vorgärten blüht es in allen Frühlingsfarben, an Zweigen schaukeln die ersten Plastikeier. Sechs Wochen bleiben noch bis zum Fest der Auferstehung, jenem Fest, das hier in der sorbisch/wendisch geprägten Lausitz in schönstes Brauchtum gehüllt ist.

Diesmal richtet sich die Hoffnung nicht nur auf Frühlingsfreude und kleine Geschenke, sondern auf die Wiederkehr politischer Vernunft an höchsten Stellen. Bis Ostern, heißt es, soll eine Regierung stehen. Deren Chef wird schwören, seine „Kraft dem Wohle des deutschen Volkes (zu) widmen, seinen Nutzen (zu) mehren, Schaden von ihm (zu) wenden… und Gerechtigkeit gegen jedermann (zu) üben.“ So wahr ihm Gott helfe. Ist das die frohe Botschaft…? J.H.

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