Kommentar: Fixe Idee

Mit nur vier Gegenstimmen zeigten sich Cottbuser Stadtverordnete ohne gründliche Prüfung letzte Woche bereit, einer fixen Idee der Rathausspitze zu folgen. Schon kursiert Unsinn in lokalen und auch überregionalen Medien. Für 15 Millionen Euro wolle Cottbus das Warenhaus kaufen, um selbst jede Menge Mietkosten zu sparen. Nichts stimmt davon.
Die neue Rathausführung steht wegen der Brache im Stadtzentrum unter Druck, und ihr ist zugute zu halten, dass sie schnell agieren will, um nach der Galeria-Schließung einen weiteren Lehrstand zu verhindern. Sie kann aber nicht Alleinretter der Stadt sein. Der Eifer, privaten Käufern zuvorzukommen, erschreckt. Wie, wenn nicht durch Privatwirtschaft und Steuereinnahmen sollte eine Kommune gesunden? Dass ein Investor mit dem Bau in der Stadtmitte nicht klarkam, lag an der Finanzkrise und am städtischen Ungeschick. Da bleibt noch viel Lernbedarf.
15-Millionen-Kredit für Kauf und Planungskosten zum Umbau des alten „konsument“ (bis zum Einzug würde ein Vielfaches nötig!) zu riskieren, ist abenteuerlich und nicht „wirtschaftlich darstellbar“, wie den Stadtverordneten suggeriert wurde. Auch für den Fall, dass Teile des Stadtpersonals ins Warenhaus zögen, bliebe die hohe Mietelast fürs Technische Rathaus in der Spree-Galerie. Der Standort wird nicht aufgegeben. Die wunderbar untergebrachte Bibliothek umzusiedeln, nur weil fensterloser Raum zu füllen ist (und Stadtbedienstete auf behagliche Stuben spekulieren), wäre ein Frevel.
Dass ein Umquartieren des Stadtarchivs aus dem unglaublich teuer zur Ruine sanierten Heine-Druckhaus Publikum in die Stadtmitte bringt, glaubt niemand. Blieben das Bürgerbüro und die Kfz-Zulassung – okay. Aber will die Verwaltung wegen zweier noch nicht vorteilhaft platzierter Bereiche noch mehr in ihr wesensfremde Wirtschaftsgefüge eingreifen? Sie tut es ohnehin zu viel. Sie sollte Wirtschaft ermöglichen und sich nicht in ihr (wie das Land am BER) unmöglich machen. J.H.

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