Kommentar: Für die Kleinen

Die Großen, die politischen Schwergewichte der vergangenen drei Jahre, und auch der davor, haben enttäuscht, und ihre Programme und Statements in diesem Wahlkampf tun das Gleiche wie immer – sie suchen nicht nach Wahrheiten, sondern ausschließlich nach Mehrheiten. Hier in der Lausitz spüren wir trotz großer Defizite und Vertrauensverlust eine entspannte Stimmung. Die Milliardenbeträge, die zum Ausgleich für die abzuwickelnde Energiewirtschaft ins flache Land strömen, zeugen Aufbrucheffekte. Doch das alles begreifen die Menschen als einen übergestülpten Sanierungsvorgang, keineswegs als gesundes Wirtschaftswachstum, das den Mittelstand, das Handwerk und all die vielen Beschäftigten mitnimmt. Hohe Preise für Lebensmittel, Energie, Heizung, Krankenkassen, Pflege, im Reparatursektor aller Branchen zeigen täglich: Die Politik hat versagt. Es gibt kein Wohlstandsversprechen mehr für den „kleinen Mann“, der für seine Familie schuldenfreie Sicherheit erstrebt und friedliche Nachbarschaft.

Wie, so fragen sich die Menschen in allen privaten oder kollegialen Gesprächsrunden, kann ein neuer Bundestag aussehen? Ist Deutschland noch zu retten?
Wer immer die Mehrheiten auf sich zieht, wird sich mit den Wahrheiten auseinandersetzen müssen. Die Verantwortung wiegt schwer und es seien denen, die sie tragen müssen, gute Ratgeber gewünscht. Das können, so war das in besseren Zeiten schon, die kleinen Parteien sein, von denen hoffentlich einige die 5-Prozent-Hürde doch noch meistern. Wenn sie im Parlament zu Wort kommen, haben sie den Rücken frei, die Wahrheiten anzusprechen, denn die Mehrheiten sind ihre Sache nicht.

Nächsten Sonntag wird gewählt. Der Weg zum nahen Lokal lohnt sich. Wer seinen Kandidaten persönlich kennt, wir ihn vermutlich gern unterstützen und später beim Wort nehmen. Wer sich unsicher ist, kann seine Stimme denen geben, die nicht den Kanzler stellen, aber mit den wahrhaftigen Lebensfragen unterwegs sind. J.H.

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