Geredet wird viel in diesem spätsommerlichen Herbst. Nur viel zu selten kontrapunktisch miteinander. Dabei wäre das gut und nützlich. In der Musik führt das Nebeneinander gegensätzlicher Töne, wo sie beherrscht werden, am Ende zu Harmonie. Die ist dort auch gewollt. In der politischen Auseinandersetzung, um die es hier geht, aktuell aber leider nicht.
Die Ereignisse auf der Straße, nicht nur in Cottbus, zeigen, dass sich sehr viele Menschen auf Sinnsuche befinden – wenn auch bisweilen im Tumult des Un-Sinns. Sie nehmen die etablierte Politik, die große wie die lokale, als überheblich wahr und wehren sich mit Spott und bösen Losungen. Wohin soll das noch führen?
Wenn sich etwa in Cottbus 60 Leute im Stadthaus treffen und in ihrem „Bürgerdialog“ keine Probleme, nicht mal solche mit Ausländern, feststellen, dann ist das nett und langweilig fürs Podium. Vielleicht? Es hat aber mit der Situation der tausend und mehr Leute vor der Stadthalle wenig zu tun.
Außer eben, dass es dank entprechender medialer Reflexion den Gegensatz zuspitzt. Es gibt die da draußen und die hier drin. Und jeder weiß natürlich, dass hinter denen hier drin (den wenigen) tausende stehen, wie auch jene da draußen (die vielen) mehrere tausend bei sich wähnen.
Auch wenn einige Parlamentarier und Bündnisführer, die den neuen Straßenrednern so viel an Erfahrung voraus haben, das noch lauthals ablehnen – sie sollten die Mühen und Risiken offener Dialoge wagen. Sie sollten sich aus dem lokalen Mauseloch heraustrauen und nicht vor jemandem Angst haben, der drei Dörfer weiter oder gar in Golßen Frust durchlebte.
Miteinander sprechen – drinnen und draußen – war noch immer besser, als gegeneinander blocken.
Jürgen Heinrich
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