Kommentar: Finale Reisesommer

Viel, viel Sonne und zuletzt – zum Glück – ein wenig Regen. Das war der Lausitzer Reisesommer 2022, der wohl mit noch einigen schönen Tagen ins Finale geht. Das politische Wetterleuchten hat manchem von uns allerdings die Stimmung verhagelt. Die Alltagskosten explodieren und werden trotz aller Entlastungsversprechen im Bereich der unvermeidlichen Ausgaben weiter klettern. Wer unterhalb auskömmlicher Verwaltungsgehälter disponieren muss, beginnt die Finanzen gedanklich zu sortieren. Mancher Reiseplan blieb auf der Strecke – leider. Das freie Reisen war, mit Ausnahme der Corona-Jahre, Normalität geworden und entsprach der gesellschaftlichen Vision vom einheitlichen Europa und friedlichem Zusammenleben darüber hinaus. Es bleibt nötig, daran festzuhalten, auch wenn es nicht allen Regierungen gelingt, vereinbarte Absprachen einzuhalten. Wer unterwegs ist in fernen Weltengegenden spürt, wenn es gut läuft, bei jedem Kontakt das Fremdeln etwas schwinden. So sollte es sein für Reisende aus allen Ländern. Auch natürlich aus den östlichen. Schade, dass estnische Stimmen gerade Erfahrungen aus einer vergangenen düsteren Zeit ausgraben und dafür werben, Russen die Einreise in die EU zu verwehren. Unsere Medien heben das hervor, aber deswegen wird es nicht gut, nicht loyaler und nicht hilfreich. Es passt nicht zur Bilanz eines schönen Reisesommers und auch nicht zum erfolgreichen Wandel in drei Jahrzehnten nach dem Kalten Krieg. Zumal gerade in den baltischen Ländern dramatischer Ausfall deutscher Touristen in diesem Sommer durch viele Russen ausgeglichen wurde. So blieben dort die Kassen nicht leer. Auf der Kurischen Nehrung wurde, obwohl der Grenzübergang zum Königsberger/Kaliningrader Gebiet schon geschlossen war, fast nur russisch gesprochen. Und es herrschte dabei überall viel Freundlichkeit. Mag es so bleiben in den letzten Sommertagen und danach. Das ließe uns auch hier etwas Hoffnung auf baldigen Frieden. J.H.

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