Kommentar: Lebendige Region

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Jürgen Heinrich

Darin gleichen sich Guben, Forst, Spremberg, Senftenberg, Ruhland, Peitz, Drebkau und andere Orte unserer Niederlausitz: Pünktlich um 18 Uhr werden die Bürgersteige hochgeklappt. In den Städten rund um deren Markt (den es mancherorts seit Kriegsende nicht mal gibt) herrscht märkische Stille.
Nur ein klein wenig anders ist das in Cottbus. Hier bewegt sich noch ein Rest Öffentlichkeit auf den Altmarkt, wo die meisten Lokale wenigstens länger als bis 20 Uhr offen sind. Aber dann kehrt auch hier beschauliche Ruhe ein wie im winterlichen Touristenzentrum Lehde, das sogar tagsüber mausetot wirkt.
Wir Lausitzer befinden uns damit in deutscher, zumindest ostdeutscher Norm. Fortschreitende Zivilisation fesselt die Menschen in behaglichen Stuben oder bestenfalls geschlossenen Klubs. Nur wo Party angesagt ist, drängen sich auch Massen, wie wir von Stadt- und Heimatfesten wissen.  Trotzdem verhallt der Wunsch nach „Leben in der Stadt“ nicht.
Wo aber soll es herkommen, bei einer Mini-Uni, die auf zwei Städte verteilt und in Cottbus noch an die Peripherie geschoben ist und bei Berufstätigkeit im fernen Westen? Richtig: Von Touristen, die unsere Lausitz bewundern kommen. Das tun die auch zunehmend, aber mehr als eine Note 2,6 konnte die Cottbuser City in einer Kölner Lebhaftigkeits-Studie letzten Herbst auch nicht erreichen. 2,6 reicht für keinen Numerus Clausus. Wir sind nicht zugelassen im Weltstadt-Wettbewerb. Jedenfalls keine unserer Städte für sich allein. Vielleicht aber der Spreewald im Sommer? Und das Seenland? Und Cottbus als Theater- und Sportplatz?
Lebendigkeit der Städte schließt ihre Isolation aus. Zusammen geht was.