Kommentar: Leere Stühle
Kommentare | Von CGA Verlag | 15. Mai 2020Wo starke Worte fehlen oder trotz all ihrer Kraft nicht verstanden werden (wollen), können manchmal Bilder helfen. Leere Stühle auf dem Cottbuser Altmarkt und auch an anderen öffentlichen Orten wurden zuletzt zum stummen Schrei der Gastronomen und Hoteliers. Wie lange noch sollen und dürfen zweifelhafte Verordnungen die Gewerbe lähmen? Stühle der Lokale und Terrassen bleiben (teils noch immer!) leer wie die Betten der Hotels, die Sitze der Kinos und Theater, die Bänke der Kähne im Spreewald, die Geräte der Gesundheitsstudios und gar die Stühlchen in den Spielzimmern der Kitas. Wie lange noch und warum eigentlich jetzt noch, da in der Lausitz Corona kaum noch droht und – gottlob – die Notfallbetten im großen Klinikum seit langem leer stehen?
Das Bild der leeren Stühle der „Guten Stube“ von Cottbus erinnerte an ein starkes Bild ganz anderer Art an gleichem Ort. Reichlich 25 Jahre ist das her, da parkten hier noch Autos, und plötzlich waren der Platz, die Autos und alles, was da sonst noch unerwünscht stand, mit Rollrasen überzogen. Die BuGa kündigte sich und die neuen Chancen für Cottbus an. Ein Ruck ging durch die Gassen. Ein Aufbruch, der Mut machte.
Von Entschlossenheit kündete auch jetzt das Bild der vielen charaktervollen Möbel. Doch wie die Worte zuvor, sind selbst solche Bilder diesmal nicht verstanden worden. Der Gesprächsfaden zwischen Politik und Bürgern droht wieder einmal zu reißen, und Gerichte oder Polizei werden ihn schwerlich knüpfen, wie sich Dienstagabend in Tumulten zeigte. Nein, von den Stühlen sind nicht Verschwörungstheoretiker aufgesprungen, sondern in ihrer Existenz bedrohte Unternehmer, die an Gängelleinen reißen. Stuhlsperren sind keine Lösung – nicht gegen ein Virus und nicht für ein zukunftsfrohes Gemeinwesen. Die Saison startet und es sollte Hoffnungsbilder geben – zu Himmelfahrt, zu Pfingsten und fortan immer mehr. J.H.
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