Kommentar: Mehr, schöner, länger

Der Oktober war, wie der September davor, der mildeste seit Menschengedenken, der Herbst verläuft schöner und länger ganz sanft als in anderen Jahren – es ist, als wolle die Natur den Ausgleich bieten zu all den pessimistisch bis schlechten Nachrichten aus Politik und Wirtschaft.
Die werden leider auch bei genauem Hinsehen nicht besser. Die Industrie- und Handelskammer Potsdam hat im September und Oktober 828 Touristik Unternehmen (Betreiber von Pensionen, Fährleute, Veranstalter usw.) nach ihrer Unternehmenssituation befragt. Heraus kam dabei: Im Moment läuft’s noch gut, aber wenn Energie-, Rohstoff- und Personalkosten steigen, sieht es ab Frühjahr 2023 düster aus. 80 Prozent von ihnen werden die Übernachtungs- und Verzehrkosten erhöhen. Und weil das nicht nur in dieser Branche so läuft, registrieren Handel und Gastronomie schon jetzt – und das gerade vor Weihnachten! – deutliche Kaufzurückhaltung. So jedenfalls definiert die Fachwelt das Zurückschrecken der Leute vor vielfach maßlos hochschnellenden Preisen. Wir erleben eine Art vorauseilenden Gehorsams möglicherweise Krisenbetroffener gegenüber den Ankündigern der Notzeit. Noch fehlt es quasi an Nichts, aber die Preise sind schon oben! Die absolut katastrophale Kommunikation der Bundes- und Landesregierungen zu Fragen elementarer Lebenshaltung zeugt dieses nie gekannte Chaos.
Inzwischen verbreitet sich aber in Cottbus schon früher als sonst vorweihnachtliches Raunen. Mehr, schöner und länger lauten die Adjektive für den bevorstehenden Weihnachtsmarkt. Er beginnt nicht erst Mittwoch nach dem Ewigkeitssonntag, sondern sofort am Montag danach und dauert über einen Monat. Wenn es gelingt, den fleißigen Betreibern nicht in allen Bereichen die Kostenschraube anzuziehen, was auch nicht nötig wäre, werden sie ihrerseits dem Publikum faire Preise bieten können und es zieht munteres Leben und vorweihnachtliche Freude in die „City der 1000 Sterne“ ein. J.H.

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