Wer würde sich schon wünschen, dass sein Haus, seine Wohnung, sein privater Handwerksbetrieb vielleicht gar unter Denkmalschutz gestellt würde. Ganz amtlich, und ohne langes Fackeln. Mit dem Trost: Keine Sorge, Sie können da weiter leben, müssen nur alles, was Sie vorhaben, mit uns, der Denkmalbehörde, abstimmen. Ein Horrorszenario.
Nicht so offenbar für die tschechische Leag. Ihr Kraftwerk Jänschwalde und die Brikettfabrik Schwarze Pumpe wurden im März durch das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege unter Schutz gestellt. Über Protest der Eigentümer ist nichts bekannt, denn offenbar haben hier zugeneigt Handelnde ein Sorglospaket für den Kraftwerksbetreiber, der in Jänschwalde 2028 sein „Denkmal“ abschalten soll, geschnürt. Rückbaukosten und anderlei Lasten sind nicht zu befürchten. Leag nimmt alle Entschädigungen und sagt „Tschüss“. Vermutlich kommt zuvor auch noch der Ostsee unter Landschaftsschutz, womit auch hier absehbarer Ärger auf die Öffentliche Hand, also auf die Stadt Cottbus oder das Land fiele. Je nachdem, was da geflochten wurde, ohne dass die Landesregierung einbezogen wurde. Oder doch?
Die gewählten Volksvertreter wussten jedenfalls zunächst nichts von dem Deal, wie aus einer Kleinen Anfrage der CDU-Fraktion hervorgeht. Darin wird unter anderem nach der Beteiligung der Landesregierung an dieser doch ziemlich gewaltigen (Allein-)Entscheidung des Landesamtes für Denkmalpflege gefragt. Eigentlich, so meinen besorgte Lausitzer, sei es doch 35 Jahre nach der Eröffnung des ostdeutschen Ausverkaufs an der Zeit, den Abbau zum flächendeckenden Industriemuseum zu beenden.
Wirtschaftsministerin Reiche wird die Entscheidung der Denkmalpfleger gefallen. Sie hat unlängst ihren „Südbonus“ für den Ausbau der Gaskraftwerke verkündet. So geht dann alles fein zusammen. Bis Bayern den Anschluss an hiesiges Knowhow geschafft hat, liefert Jänschwalde noch Strom aus dem Museum und garantiert Versorgungssicherheit. J.H.
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