Wer den aktuellen Zeitzeichen traut, die wohl nur zufällig in diesen müden Wahlkampf geglitten sind, der spürt oder ahnt wenigstens eine neue Zäsur in der langen Geschichte der Niederlausitzer Hauptstadt. Sie hatte, wie für städtische Ballungszentren üblich, prägende Bestimmungen, die Wachstum und Wohlstand ermöglichten. Das waren im 19. Jahrhundert die Textilindustrie und dann der Eisenbahnknoten mit den Bahnwerken, nach dem Krieg schließlich die Energiewirtschaft. Sie bildete geduldig auch noch lange nach 1990, als sich die Suchenden in Träumen von einer Garten-, Pückler-, Universitäts- oder zuletzt gar See-Stadt verspielten, das wirtschaftliche Rückgrat.
Doch innovativ war zuletzt, bei stillem Bedeutungsverlust, nur noch die Spaßszene. Zum Glück: Dort findet sich aktuell noch das Potenzial, das ungeduldig mit den Hufen scharrt.
Denn nun geht es los. Eine neue starke Ära beginnt für diese Stadt. Eine, in der Hochleistung gefordert ist und endlich wieder begeistert gewollt wird. Viele Menschen können sich künftig auf anspruchsvollste Aufgaben in der Medizin oder in modernster Fahrzeugtechnik konzentrieren. Das wird das Cottbuser Leben bis in alle Straßenzüge hinein verändern und noch mehr Investitionen nach sich ziehen. Die Stadt muss dafür gebaut und eingerichtet sein – kompakt, zweckmäßig, urban. Es ist kaum anzunehmen, dass die fast 3 000 hochbezahlten und bestens ausgebildeten Arbeitnehmer mit ihren Familien nach Liegestühlen am Baggersee als Markenzeichen ihres Wohn- und Wirkungsplatzes trachten und ein Dreckloch in der kommunalen Mitte hinnehmen.
Eine neue Ära braucht neues Denken und entstaubtes Handeln. Das muss dann nicht einmal teuer sein. An fähigen Akteuren fehlt es nicht. Vielleicht sind nur die Strukturen noch hinderlich. Die kommenden Jahre werden gewiss spannend für alle. J.H.
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