Kommentar: Putins Tomaten

Kühle, lichtarme Januartage sind eine Zeit, in der unser Tisch reich mit Frischgemüse gedeckt sein sollte. Aber nicht nur auf Lausitzer Wochenmärkten, sondern auch in den Regalen unserer vertrauten Supermärkte klettern die Preise. Eine Gurke kostet 1,70 Euro, spanische Tomaten 4 Euro je Kilo. Für den schmalen Geldbeutel wird gesunde Kost zur Herausforderung. Das deutete sich auch schon im letzten Frühjahr an. Damals fand unser Grüner Landwirtschaftsminister Cem Özdemir die Idee, auf Obst und Gemüse keine Mehrwertsteuer mehr zu erheben, hilfreich für die gesunde Ernährung. Inzwischen hat er davon Abstand genommen und erklärt: Die teure Tomate hat einen Namen: Putin.
Auf diese Idee ist an Lausitzer Marktständen noch keiner gekommen. Dort weiß man, dass die Produktionskosten steigen, der landwirtschaftliche Boden viel zu teuer ist, Mindestlöhne die Preise treiben und Energiekosten nach oben schnellen, weil deutsche Diplomatie dem Geschäft mit Waffen den Vortritt lässt. Ozdemir erklärt das pflichtbewusst anders.
Sicher, niemand muss im Januar Tomaten, Erdbeeren und frische Süßkirschen auf den Speiseplan setzen. Aber um diese Früchte, deren Vertrieb im europäischen Verbund heute normal ist, geht es nicht allein. Alle unentbehrlichen Landwirtschaftsprodukte, von den Speiseölen bis zu den Biowaren in den Fachmärkten sind teuer bis unerschwinglich.
Falls das allein an den Kriegseinsätzen liegen sollte, die Özdemirs Leute immer wieder befürworten, setzen die Lausitzer Gemüseproduzenten und -händler jetzt auf einen sozialdemokratischen Verteidigungsminister. Boris Pistorius als Reservist und ehemaliger Oberbürgermeister wird wissen, dass eine gute Armee die ist, die bewirken kann, dass Waffen schweigen und Frieden herrscht zwischen den Völkern.
Die Unzufriedenheit an den Gemüseregalen zu nutzen, um gegen Russland zu hetzen und ein ganzes Volk, so wie das zweimal im letzten Jahrhundert geschah, kriegsbereit zu reden, ist das Gegenteil davon. J.H.

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