Diesen Sonntag (21.11.2021) strömt das reformierte Deutschland zu den Gräbern. Das Datum Ewigkeitssonntag, früher nur Totensonntag genannt, geht direkt auf Luther zurück, der das Seelen-Feiern der Papstkirche ablehnte, wurde aber erst durch ein königlich-preußisches Edikt vor gut 200 Jahren zu einem allgemeinen Fest zur Erinnerung an die Verstorbenen.
Heutzutage, da schnell gelebt, zum Glück spät gestorben und oft ganz still und fast spurlos begraben wird, haben Friedhöfe auch hier in der Lausitz, oder wegen der vielen Wegzüge gerade hier, große Freiflächen. Aber die Gräber und Urnenplätze werden liebevoll gestaltet, und vielerorts gibt es diesen Sonntag die Friedhofsandachten mit besinnlichen Worten, Posaunenchor, Gesprächen unter Nachbarn und Freunden. Das hat vor allem in den Dörfern und auf kleineren Stadtrand-Friedhöfen gute Tradition.
Gewiss, dieses Hingehen zum Friedhof räumt ein, dass im Hintergrund unseres Lebens die Todesfurcht geistert. Mancher, gerade jetzt in diesen klagevollen Jahren der Pandemie, wird mitten im Leben vom Tod umfangen, und die Trauernden sind ratlos, wenn sie nicht in der Treue ihres Gottes Geborgenheit finden. Die letzte Ruhe ist schwer zu ertragen.
Das gemeinsame Zurückdenken an liebe und nahestehende Verstorbene, das Schmücken der Gräber und das Erwecken früherer schöner gemeinsamer Erlebnisse gibt diesem Sonntag bei aller Würde jedoch auch etwas Heiteres, Hoffnungsvolles. Ja, das Sterben gehört zum Leben, und dieses Wissen kann helfen, das richtige Maß für eigenes Handeln zu finden oder auch zu korrigieren. Übertriebenes Mehr und Besser und Größer haben keinen Sinn vor dem weiten Horizont der Vergänglichkeit.
Schönes Erinnern gibt uns Trost, Kraft und Frische auf dem Weg nach Hause und in die nächsten Wochen und Monate. Wir packen das Nötige tüchtig an und brauchen den Wettlauf nicht. J.H.
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