Nicht nur Außenministerin Baerbock spricht von neuen Überlegungen in neuer Situation. Auch ihr einstiger Grüner Vorstandspartner und heutiger Wirtschaftsminister Habeck hat nachgedacht und für unsere Lausitz sehr bedeutsame Worte in Amerika gesprochen. Dort fädelt er wohl gerade das von den USA eingeforderte Erdgas-Geschäft ein und verabschiedete sich dabei verbal von „heiligen“ Grünen Positionen. Man müsse Kohlekraftwerke in Reserve halten. An die Stelle von politischen Prinzipien müsse jetzt Pragmatismus treten, wird er sinngemäß zitiert. Und damit sprach er sich immerhin etwas konkreter aus, als die Energiekonferenz diese Woche in Cottbus, auf der Brandenburgs Wirtschaftsminister noch rätselte über den weiteren Weg.
Der Krieg in der Ukraine passt in keines der gegenwärtigen Konzepte. Natürlich nicht. Und vor solch einem Hintergrund wirkt die Kampagne von der „boomtown Cottbus“ leider nur wie das Singen im Walde. Die Angst geht um, dass es nun doch nicht ganz so schnell gehen könnte mit dem beschworenen Wachstum. Viele Menschen wünschen sich mehr Gelassenheit bei der Sache und weniger Show. Der Wandel, auch bei etwas länger, mindestens aber bis 2038, wie gesetzlich festgelegt, laufenden Kraftwerken, wird nicht so lustig sein, wie mancher sich das wünscht, eher mühsam. Denn alles was an Neuem verkündet war, ersetzt, falls es gelingt, maximal Wegfallendes. Ein Mehr war gar nicht in Aussicht gestellt.
Um neue Ansätze in dem Kraftakt Strukturwandel geht es aber nicht nur, weil jetzt Krieg ist und die Wirtschaft sich abwendet von dem großen Partner Russland. Die Schwierigkeiten sind hausgemacht und scheinen sich unter der neuen Berliner Regierung nicht aufzulösen. Brandenburgs Ministerpräsident hat eine davon eben wieder klar benannt: Wenn die Genehmigungsverfahren für das zweite Bahngleis zwischen Lübbenau und Cottbus 20 Jahre dauern, braucht niemand hoffen, dass andere Dinge in diesem Prozess schnell gehen. J.H.
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