Wer nachts von seinen Geschäftsfahrten heimkommt nach Cottbus, hat kein Verständnis dafür, dass er in der breiten, gut asphaltierten, nicht eng besiedelten Sachsendorfer Ortseinfahrt als einsamer Autofahrer 30 Stundenkilometer fahren muss. Auch auf anderen Hauptstraßen ist das Tempo teils sogar tags, aber an viel zu vielen Stellen vollkommen unmotiviert vor allem nachts auf 30 km/h gedrosselt. Das gefällt wohl vielen Menschen, die das auch laut artikulieren. Aber die müssen sich nicht nachts autofahrend um Arbeit kümmern oder Aufträge abarbeiten. Sie hören auch am Fernseher nicht, ob draußen überhaupt Autos fahren.
Cottbus hat mit diesem Wahn der Geschwindigkeits-Begrenzungen längst deutschlandweit einen schlechten, lächerlichen Ruf. Das neuerliche Begehren, in der Innenstadt am Wochenende Parkgebühren zu fordern, unterstreicht diese Politik der verantwortungslosen Träumer. In dieser Stadt braucht das Unternehmertum dringend infrastrukturellen Beistand und positive Signale, um sich entfalten zu können.
Längst bekannt ist, dass ein großer Teil der Kaufkraft der Cottbuser nach außerhalb getragen wird, weil das Angebot vor Ort nicht attraktiv genug erscheint. Weniger wird darüber geredet, dass zunehmend auch Kapital abwandert. Wer heute in Immobilien investiert, um gut 20 Jahre nach der Wende einem Unternehmen die Sicherheit zu geben, die es auf lange Sicht im Interesse gut bezahlter Arbeitnehmer braucht, der will kein peinliches 30 km/h-Schild vor seiner Tür finden. Er baut anderswo.
Der eine oder andere hat sich müde geredet über Langsamkeit, hohe Steuern und dreiste Gebühren in dieser Stadt, die er eigentlich liebt.
J. Heinrich
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