Vier Minuten Bedenkzeit
Kommentare | Von CGA Verlag | 13. März 2015Vier Minuten erregen derzeit die Gemüter in der Lausitz. Diese Zeit will der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg auf der Strecke zwischen Berlin und Cottbus einsparen. So flink wie die Bahn sein will, so flink scheint folgende Idee entwickelt worden zu sein. Um Zeit zu gewinnen, stehen vier Bahnhalte auf der Streichliste. Den Minutenzählern will sich die Region aber keineswegs unterordnen. Halte zu schließen widerspricht dem Wortsinn einer Regionalbahn. Diese definiert sich mit kleineren Haltestellen-Abständen und einer daraus resultierenden langsameren Reisegeschwindigkeit. Hier soll wohl ein Berlin-Cottbus-Express ins Rollen kommen? Für die Pendler im ländlich geprägten Süden Brandenburgs aber auch für den Tourismus scheint aus Bahnsicht keine Zeit übrig zu sein. Das dauerhafte Zeitgefeilsche muss ein Ende haben. Wie lassen sich mehr Menschen in die Bahn bekommen, muss doch die entscheidende Frage sein. Mit Schließungen sicher nicht. In Raddusch etwa gibt es seit Jahren einen Bahnsteig, der zu weit vom Zug weg ist. Hier muss ein Rentner Sprungtalent besitzen, um mitfahren zu können. Die Bahn schaut weg. Wer will schon mehr Kunden. Es geht um Zeit. Auch Warteräume, die im Winter Schutz bieten, gibt es auf dem Land kaum noch. Übrigens: wer selbst mit der Bahn nach Berlin fährt, weiß wo die Minuten verloren werden. Oft zum Tuckel-Zug verkommt die Regionalbahn zwischen Königs Wusterhausen und Ostbahnhof. Vor dem Ostbahnhof kommt die Regionalbahn zudem vermehrt zum Stehen. Alle Gleise sind belegt, heißt es über die Lautsprecher. Vielleicht sollten sich die Entscheider mehr als vier Minuten zum Nachdenken nehmen.
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