Wir sind die Provinz
Kommentare | Von CGA Verlag | 22. April 2016Die Pückler-Typen sterben – gottlob – nie aus. Neben vielen anderen Besonderheiten, die dem Gartenfürsten zuzuschreiben sind, bekannte er sich auch zu dieser: er war ein Provinzler. Bücher, die die Welt bewegten, schrieb er „in Muskauer Garteneinsamkeit“. Aber was er tat, war so eigenständig und genial, dass selbst Preußens König nach Branitz aufbrach, um sich hier umzusehen. Der Hausherr war nur eben grad nicht da. Er war als Provinzler unterwegs.
Heute hegt Claudius Wecke Pücklers Garten. Manchmal gibt er auch Konzerte auf Gartenschläuchen, Trompete und Gießkanne in Berlin. Typisch Provinz. Und jetzt stellt er gar die fürstlichen Branitzer Bäume auf die Bonner Kunsthalle.
Außerhalb von Pyramiden und Pleasuregrounds ist Hans Scheuerecker solch ein Neuzeit-Pückler. Eine Berliner Fernsehreportage zeigte ihn und mit ihm den Szenemusiker und Regisseur Kai-Uwe-Kohlschmidt dieser Tage als Kultfiguren, die Provinz groß machten in DDR-Schattenreichen und auch danach. „Den Himmel malen“ heißt ein Kohlschmidt-Hörspiel, das von einem Malerfürsten und Mäzenatentum erzählt. Die Nicht-Provinz hielt den Atem an.
Was noch Provinz ist? Schülers Opernrepertoire am hiesigen Staatstheater, der Hafen am Senftenberger See und das Amphitheater dort, der Rosengarten in Forst, der Deutschland nach Jahrzehnten endlich wieder eine Rosenschau ermöglichte oder die Gubiner Stadtkirche, die grenzübergreifend ohne Großinvestition wieder zum Raum für Menschengeist wird.
Alles ist möglich in der Provinz. Und wir sind sie. Sie hat eigene Kraftgesetze. Manchmal geht ihr die Energie aus. Dann fehlen halt die Typen.