Wollen wir noch fasten?
Kommentare | Von CGA Verlag | 10. März 2012
In zunehmender Monotonie unserer Tage, die kaum noch einen Unterschied zwischen Sonntag und Werktag kennen, gehen Werte verloren. Täglich Milch und Honig. Wo liegt da noch der Reiz?
Wir befinden uns hier im christlich geprägten Abendland direkt in der Fastenzeit. Die wenigsten Menschen wissen das noch, viele ignorieren es aktiv. Selbst die noch kirchennahen Leutchen in den deutsch-wendischen Dörfern halten sich nicht mehr an die früher streng gewahrte Regel, dass mit dem Beginn der 40 Fastentage vor Ostern die Feste der Wendischen Fastnacht tabu sind. Weil so viele Orte Fastnacht feiern und die Termine nicht mehr koordinierbar sind, wurde die Regel gelockert. In diesem Jahr, da Ostern so früh liegt und nur wenige Wochenenden für Fastnachtsspiele zur Verfügung standen, waren die Gewissensbisse stark verbreitet. Wo es die noch gab.
Fasten hat eine alte Tradition in allen Weltkulturen. Wir kennen den Ramadan im Islam, wissen vom jüdischen Wochenfasten und vom permanenten Fasten der Buddhisten, von indianischen Initiationsriten.
Nein, ums reduzierte Essen geht es in der christlichen Religion nicht vordergründig. Nicht um abspeckende Askese, der sich Politiker gelegentlich gern demonstrativ – natürlich bei PR-Begleitung – unterziehen.
Es geht im modernen Fasten um das Sammeln von Willenskräften. Eine sehr bedenkenswerte Sache. Die evangelische Kirche hat dem diesjährigen Fasten sogar einen Namen gegeben: „Gut genug – sieben Wochen ohne falschen Ehrgeiz.“
Gönnen Sie sich also ruhig Bratkartoffeln mit Speck. Aber grübeln Sie dabei vielleicht mal diesem Satz nach. Es reicht, das Erreichte. Jürgen Heinrich
